Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Über Kunst ist bereits viel geschrieben worden und wird sicher auch noch viel geschrieben werden. Trotzdem stellt sich mir immer wieder die Frage, was Kunst ist und vor allem, wer bestimmt was Kunst ist. Von meinem naiven Standpunkt aus betrachtet ist Kunst eine Definition. Als Kunst gilt zum einem etwas, was zu einem tradierten Kanon gehört. Ein Bild von van Gogh gilt als Kunst, ohne das man innerhalb unserer Gesellschaft darüber streiten müsste. Werke, die in diese Kategorie der tradierten Kunst fallen, bleiben in der Regel Kunst, bis sich die gesellschaftlichen Werte so weit verändern, das der gesamtgesellschaftliche Konsens etwas nicht mehr als Kunst betrachtet oder aber eine herrschende Gruppe auf Grund ihrer Macht ein Werk verbietet oder zu Un-Kunst erklärt. Dieses Herausfallen aus dem Kanon kann entweder endgültig oder zeitlich begrenzt sein. Werke von Ernst Barlach galten während der Diktatur der Nationalsozialisten nicht als Kunst – sie wurden als „entartet“ bezeichnet. Nach dem Krieg ändert sich dies wieder.

Während es auf der einen Seite also die „schöne“ Kunst gibt, die im Regelfall keiner Diskussionsbedarf, gibt es auf der anderen Seite Werke, die zu heftigen Kontroversen führen. Die Meinungsverschiedenheiten bleiben über längere Zeiträume bestehen bzw. lösen sich nicht auf. Als eines von vielen Beispielen kann man hier die Werke von Beuys anführen. Am Fettklumpen, der vom Meister geformt wurde, entzünden sich die Gemüter. Für die einen ist es ohne Frage Kunst. Andere wiederum sehen darin Fett, eine Verunreinigung, die man entfernen darf. Dazwischen gibt es noch eine Haltung, die vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass man sich raus hält und nicht an der Diskussion beteiligt. Wiederum von meinen naiven Standpunkt aus betrachtet könnte man trotz der Tatsache, das solche Werke umstritten sind, dies gerade deshalb als Kunst bezeichnen, weil Kunst etwas bewegt – im diesen Fall die Gemüter.

Verbunden mit der Definition von Kunst ist auch die Frage, wer ein Künstler ist. Eine Ausbildung zum Künstler gibt es nicht. Natürlich kann man Kunst studieren, oder Bildhauer werden. Über die Qualität und die Anerkennung entscheiden die anderen, die das eigene Schaffen zur Kunst erklären oder aber zur Zeitverschwendung, weil der Arme frei von Talent ist. Das wiederum führt zur nächsten Definition: Talent. Auch hier lässt sich in Bezug auf Kunst darüber streiten, wer Talent besitzt und wer nicht.

Für den Betreffenden „Künstler“ ist es oft das Existentielle, was bei der Erstellung seiner Werke entscheiden ist. Wenn er von seiner Kunst, seiner Arbeit leben muss, will er für seine Werke auch Geld habe. Er wird daher versuchen, einen Geschmack oder ein Bedürfnis eines Dritten zu befriedigen mit seinem Werk. Abgeleitet daraus könnte man soweit feststellen, dass derjenige, der das Geld gibt, bestimmt was Kunst ist und was nicht. Das allerdings erfasst nur die „Brot und Butter“-Künstler, also diejenigen, die ihren Lebensunterhalt mit der Erschaffung von Kunst bestreiten. An dieser Stelle könnte man auch den Standpunkt einnehmen und sagen, dass solche Form der Kunst keine Kunst sein kann, da Kunst zweckfrei zu sein hat. Kunst wäre demnach nur das, was man ohne ein direktes materielles Bedürfnis erstellt. Dennoch hat Kunst auch dann einen Wert, nämlich den Betrag, den jemand bereit ist für den Erwerb des Werkes zu zahlen. Dadurch, das man so auch mit Kunst handeln kann, gibt es entsprechend auch Menschen, die von Kunstleben können ohne das es das Kunstwerk entwertet.

Kunst kann also direkt oder indirekt ein materielles Bedürfnis befriedigen. Davon ableiten kann man die Frage, ob Kunst materiell sein muss. Oder anders gefragt, muss Kunst sich einem physikalisch vorhandenem Werk manifestieren? Mit Blick auf Literatur oder auf Musik, die ja zunächst erstmal aus Noten auf dem Papier steht, lässt sich behaupten, dass das entscheidende an der Kunst die Idee ist. Letztendlich ist es egal, in welcher Form sich dann diese Idee manifestiert. Auch dieser Text ist die Manifestation einer Idee. Wenn das zu zutreffend ist, kann dann Kunst auch nur als Idee bestehen, ohne des es eine Manifestation gibt? Kann ich ein Kunstwerk nur dadurch erschaffen, dass ich die Idee habe? Werden diese Fragen positiv beantwortet, könnte demnach eine Idee vorstellen, dies wird dann von anderen als Kunst betrachtet und hat dann in letzter Konsequenz dann auch einen Wert, der sich quasi als Betrag in Euro kondensiert.

Versuchen wir es mal mit der Beschreibung einer Idee, die ein Kunstwerk auch in physikalischer Form werden kann, aber nicht muss. Die Existenz und die Veröffentlichung dieser Idee ist es, was in erster Linie interessant sein wird. Stellen wir uns vor unserem geistigen Auge eine typische Krippenszene vor. In dieser Szene werden aber die üblichen Verdächtigen durch Actionfiguren (H-Man oder Big Jim etc.) dargestellt. Das Installationen, und es wäre eine Installation, auch einen Namen haben, der nicht nur beschreibt kann, sondern auch erst die Kunst ausmachen kann, geben wir auch dieser Krippenszene einen Namen: Batteries not includ.

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