Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Menschen und auch Tiere lernen meistens durch Imitation. Genau so funktioniert das Training von KI-Systemen.

Generatives Füllwerkzeug

Gefühlt vergeht kaum eine Woche, in der es keine neuen Meldungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz gibt. Das geht einher mit immer neuen Entwicklungen. Gestern stelle Adobe das generative Füllwerkzeug in der neusten Beta von Photoshop vor. Fotomontagen, für die man früher viel Zeit benötigte und entsprechende Erfahrung, lassen sich in Sekunden mit einem Mausklick erstellen.

Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion lassen sich so noch leichter verschieben. Mit wenigen Handgriffen kommt man zu genau dem Foto, das man haben möchte. Das wirft mal wieder ethische Fragen auf. Sollte man auf diese Weise ein Foto manipulieren?

Meiner Meinung nach ist jedes Foto schon eine Manipulation — bereits durch Wahl des Ausschnitts verändert sich eine Aussage. Abgesehen davon muss man auch immer überlegen, wozu das Foto dient. Soll es dokumentieren, dann verbietet sich eigentlich die Bearbeitung. Alles andere hingegen fällt für mich in den Bereich der Kunst.

Ob ich zur Verstärkung meiner beabsichtigten Bildaussagen ein Bild entsättige und nur eine Farbe auf einem Objekt lasse oder zwei Tauben auf einer Brücke dazu erfinde, ist letztendlich ein und dasselbe.

Die KI sehe dabei nur als Werkzeug, genau das ist das generative Füllwerkzeug schließlich. Auf der anderen Seite stehen die von einer KI „neu“ erfundenen Bilder.

Würdigung durch Imitation?

Bisher stand ich der generativen KI zur Erstellung von Bildern ziemlich unkritisch gegenüber. Mit Midjourney habe ich auch schon eine ganze Menge experimentiert. Über das Thema Imitation, besonders im Zusammenhang mit möglicher Urheberrechtsverletzung, habe ich mir wenig Gedanken gemacht. Das änderte eine Dokumentation auf arte, in der es um den Fotografen Steve McCurry ging. Ja, auch das Thema Bildmanipulation spielt darin eine Rolle, um manipulierte Reportagefotografien. Darum geht es mir jetzt aber nicht. Sondern um Urheberrechte und den Vorwurf von Fotografen, ihre Bilder würde unerlaubt zu Trainingszwecken verwendet werden.

Lässt sich das beweisen, wie lässt sich das beweisen — so liefert Midjourney auf eine recht simple Weise die Antwort selber darauf, wenn man in einem Prompt den Zusatz

in the style of

gefolgt von der Angabe eines Künstlers oder Fotografen verwendet. Was dann folgt, ist eine Imitation des Stils. Ein Ergebnis zeigt das Titelbild zu diesem Artikel. Ohne das ich es angegeben habe, taucht darin unschwer erkennbar das afghanische Mädchen von Steve McCurry auf. In Variationen, sicher. Aber sein unverwechselbarer Stil ist erkennbar.

Kunst ist auch kopieren

Nun kann man darüber diskutieren, ob Imitation nicht immer schon Bestandteil der Kunst gewesen ist. Lernen durch Nachahmung. Die Imitation kann aber schnell zum Plagiat führen. Das folgende Bild etwa ist meiner Meinung nach grenzwertig.

Gefragt hatte ich Midjoruney nach

Portrait of an Afghan man in the style of Steve McCurry --ar 2:2

Die Imitation ist gelungen, aber sie wirft definitiv Fragen auf, die künftig beantwortet werden müssen.

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