Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die größte Hürde im Verständnis von England besteht nicht in der Sprache. Die Mentalitäten der Menschen scheint durch die besondere Lage bestimmt zu sein.

Immer wieder Brexit

Das Thema Brexit ist noch nicht erledigt. Weder für Großbritannien noch hier im Blog. Am 12. Dezember wird drüben auf der Insel neu gewählt. Aber dazu später mehr. Momentan schaue ich mir gemeinsam mit meiner Frau die dritte Staffel von „The Crown“ an. Man kann über die englische Monarchie sagen, was man will, aber eines zeigt „The Crown“ wirklich gut: Was hervorragende Schauspieler ausmachen. Auch die dritte Staffel ist wieder hervorragend besetzt. Anfangs war ich extrem skeptisch, ob Olivia Colman in der Rolle als altere Queen Elisabeth II. herankommen würde. Colman spielt tatsächlich aber genau so hervorragend, was auch für Tobias Menzies als Prinz Philipp gilt. Es ist großartig, wie man eine Person allein aufgrund ihrer Körperhaltung erkennt. Gesten und Mimik, beeindrucken. Die Serie lässt einen aktuelle Debatten um den Brexit vergessen — und ist dabei alles andere als unpolitisch.

Folge sechs trägt den Titel „Tywysog Cymru“. Da staunt vermutlich jemand mit ausgezeichneten Englischkenntnissen. Nicht verwunderlich, denn der Titel ist nicht englisch, sondern walisisch. Die Folge dreht sich um den Prince of Wales — aktuell ist das Prinz Charles. Wir hier auf dem Kontinent vergessen mitunter, das England nicht gleich Großbritannien ist und das das Vereinigte Königreich sogar noch mehr umfasst.

England verstehen lernen

Brexit als historischer Unfall

Eintopfgericht England

Mein erstes Buch aus dem Englischunterricht in der fünften Klasse stammt aus dem Jahr 1975. „The Good Companion — A New Guide 1“. Es geht darin darum, Englisch zu lernen. Nicht England zu verstehen. Für uns damals als Schüler war England gleichbedeutend mit Großbritannien, die Flagge des Vereinigten Königreichs steht als Synonym dafür. Ein ziemlicher Fehler, wie ich heute weiß — und gestern durch die Serie noch mal deutlich wurde. Großbritannien ist eben nicht gleich England, was so Dinge wie den Brexit besonders problematisch macht.

Zurück zum Tywysog Cymru. In der sechsten Folge wurde deutlich, wie anders als England doch Wales ist. In diesem Landesteil wird walisisch gesprochen — ein wichtiger Bestandteil der Identität der Menschen dort. Dass Charles seine Investitur-Rede wie in der Serie komplett auf Walisisch gehalten hat, ist der Fiktion der Serienmacher entsprungen. Der echte Charles hielt nur den Anfang seiner Rede in der Landessprache und diese drehte sich auch nicht um die walisische Unabhängigkeit.

Das ändert aber nichts daran, das Wales ein anderer Teil des Vereinigten Königreichs ist als England. So wie Schottland auch. Wobei im Übrigen die Schotten in Bezug auf den Brexit darauf hingewiesen haben, erneut ein Referendum abhalten zu wollen. Sie streben nach Unabhängigkeit und favorisieren den Verbleib in der Europäischen Union.

Nur allein mit Englisch kommt man in Großbritannien nicht weit. Und selbst wenn man die Mentalität in England versteht, dann erschließt einem sich noch lange nicht die Waliser, Schotten und Nordiren.

In Bezug auf die anstehende Wahl habe ich persönlich schon Probleme mit der Prognose, Boris Johnson würde rund 20 Prozent vor Labour liegen.

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