Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Verluste tun weh. Jeder würde sich daher über ehrliche Finder freuen. Allerdings sind diese in Köln mittlerweile ausgestorben.

Verlieren und finden

Unser Leben ist von Verlusten geprägten. Der größte Verlust stellt dabei das Leben selber da, welches man am Ende zwangsläufig verliert. Davor verlieren wir unsere Jugend, Haare — gewinnen aber oft an Gewicht. Unterwegs auf einer Reise, deren Länge die meisten von uns zum Glück nicht kennen, gibt es aber auch viel zu finden. Etwa die Liebe des Lebens treffen.
Zum Lebensalltag gehört es auch, Dinge zu verlieren. Dinge die lediglich einen ideellen Wert haben genauso wie materielle Dinge. Bei mir sind es regelmäßig Regenschirme, deren Verlust ich zu beklagen habe. Wobei ich diesbezüglich eine eigene Haltung entwickelt habe. Grundsätzlich kaufe ich durch extrem günstige Schirme. Irgendwo dort draußen gibt es auch einen Friedhof mit meinen verlorenen Regenschirmen. Der Verlust schmerzt mich nicht, ich werde halt nur nass, wenn es zu einem ungünstigen Zeitpunkt passiert.
Was ehrliche Finder angeht, hatte ich bisher in meinem Leben ziemliches Glück. In meiner Jugend verlor ich im Kino mein Portmonee, welches ich zwei Tage später bei der Post abholen konnte — komplett vollständig. Eine im ICE zurückgelassenen Fleece-Jacke im ICE traf auch einen ehrlichen Finder, der sie in Dortmund im Fundbüro am Hauptbahnhof hinterlegte.

 

Ehrliche Finder

Taken / Pixabay

Abgesang auf ehrliche Finder

Für mich ist das Finden auch eine moralische Frage. In Essen fand ich vor einigen Jahren einen iPod, den ich im Fundbüro abgab. In Nippes an der Florastraße lagen vor mir 50 Euro auf dem Bürgersteig. Die übergab ich der Verkäuferin im Fischgeschäft. Natürlich hätte ich mit dem Geld auch was anderes machen können. Aber es ist doch so viel schöner zu hoffen, dass ein anderer Mensch unverhofft wieder zu seinem Eigentum kommt. Selber auf die Schulter klopfen möchte ich mir nicht. Nur zeigen, was möglich ist. Und was ich für meinen Teil für einen Selbstverständlichkeit halte.
Das es um Köln und ehrliche Finder erheblich schlechter gestellt ist als ich angenommen habe, zeigte sich gestern. Meine Frau stieg nach der Schule in einen überhitzten Bus ein und fuhr zum Bahnhof Köln-Mülheim. Dort stieg sie aus, weiß allerdings die Tasche mit ihrem Notebook im Bus zurück. Der Bus war gerade erst weg, als sie bei der KVB anrief. Dort kümmerte man sich rührend um sie, machte aber wenig Hoffnung. Köln sei kein Tummelplatz ehrlicher Finder. Der Mensch an der Hotline erzählte von tragischen Fällen, etwa von einer Diplomarbeit, die sich auf einem zurückgelassenen Notebook befand. Meine Frau tröstete das nur marginal. Die Hoffnung auf einen ehrlichen Finder starb dann beim Frühstück. Es wurde nicht abgegeben.
Im Klartext bedeutet das die Anschaffung eines Ersatzrechners und die Einspielung eine Backups. Es gibt schlimmeres. Aber auch das tröstet nicht.

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