Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Duden mit Anschluss

Gegen bestimmte Formen der Unwissenheit hilft das gelbe Buch der Deutschen nicht. Im Übrigen handelt es sich dabei nicht um das aussterbende Telefonbuch.

Aus der 28. Ausgabe des Duden werden 300 Wörter gestrichen. Ein paar der wegfallenden Begriffe machen unsere Sprache ärmer.

Wahnsinn mit Präsident

Eine Folge von Covid-19 sind geschlossene Schulen. Dabei wäre Bildung angesichts der der zunehmenden Anzahl an Anti-Corona-Demonstranten besonders wichtig. Ein Teufelskreis. Bildung fehlt aber auch an anderer Stelle, etwa an der Spitze des Weißen Hauses. Wie schlecht es diesbezüglich bei US-Präsident bestellt ist, zeigt der neuste Totalausfall von Donald Trump.

Bei der Pressekonferenz gestern im Weißen Haus verkündet Trump „Die Pandemie beendete 1917 wahrscheinlich den Zweiten Weltkrieg“— so titelte es heute der Kölner Stadtanzeiger. Ist es bei Trump Unwissen, Dummheit, Demenz oder etwas, was bisher noch nicht von der Wissenschaft identifiziert worden ist?

Der Erste Weltkrieg endet 1918, nicht 1917. Mit dem Zweiten Weltkrieg hat das also schon mal nichts zu tun. Tatsächlich schleppen zudem US-amerikanische Truppen am Ende des Ersten Weltkriegs die Spanische Grippe aus ihrer Heimat mit. Die Bezeichnung „Spanische Grippe“ bürgerte sich zwar ein, aber die Pandemie hatte ihren Ursprung in den USA.

Sie war es auch nicht, welche den Ersten Weltkrieg beendet, auch wenn sie zahlreiche Opfer forderte — auch noch nach Kriegsende. Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands hatte andere Ursachen. Etwa die militärische Unterstützung durch die USA, die Handelsblockaden und eine militärische Führung des Kaiserreichs, die sich in ihrer Überheblichkeit völlig überschätzt hatte. So was steht natürlich nicht in einem Wörterbuch wie dem Duden, sollte aber zur Allgemeinbildung gehören. Insbesondere dann, wenn man es in politischen Spitzenpositionen geschafft hat.

Dem Duden ist die Spanische Grippe nicht bekannt

Auch der Duden kennt sie nicht

Schreib mich mal Duden

Als Standwerk der deutschen Rechtschreibung gilt der Duden. Zu dem habe ich ein besonderes Verhältnis. Auf der einen Seite stehe ich, wie man hier im Blog gut erkennen kann, mit der deutschen Rechtschreibung auf dem Kriegsfuß. Manchmal denke und schreibe ich so schnell, dass die Autokorrektur im Gehirn nicht mit kommt.

Anderseits bin ich, genau wie Konrad Duden, in Wesel geboren und im Ortsteil Lackhausen aufgewachsen. Zur Schule ging ich zuerst auf die Konrad-Duden-Grundschule, dann die Konrad-Duden-Realschule und zum Schluss auf das Konrad-Duden-Gymnasium. Auswirkungen auf die Rechtschreibung hatte dies nur bedingt.

Dagegen haben aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen schon Auswirkungen auf das, was im Duden zu finden ist. So sind in der 28. Auflage laut Süddeutscher Zeitung Begriffe wie „Durchimpfungsrate“, „Lockdown“ und „Erklärvideo“ zu finden. Insgesamt sollen es wohl rund 3.000 neue Begriffe sein. Die Ausgabe damals aus meiner Schulzeit hatte einen deutlich geringeren Umfang.

Rausgefallen aus dem Duden sind jedoch auch Wörter wie „Niethosen“ (hat nichts mit den Beinkleidern von SPD-Politikern zu tun) und „Standesehre“. Ganz klar, wir leben in einer Gesellschaft ohne Stände. Zumindest dem Anstrich nach. Und mit der Ehre ist es ehedem so eine Sache.

Persönlich bedauerlich finde ich, dass das Wort „Hackenporsche“ gestrichen wurde. Das kling viel schöner als die Bezeichnung „Einkaufstrolley“.

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