Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit Apps auf dem Smartphone ist das wie mit einer Partnerschaft. Nach langem gutem zusammenleben stellt man fest, dass man sich auseinandergelebt hat. So ist für mich bei Drafts das Ende erreicht.

Von Apps und Abos

Schon seit längere Zeit gehöre ich zu denen, die die App Drafts unter iOS nutzen. Für verrücktere Sachen wie dieses hier oder aber auch, um auf die Schnelle Notizen zu erfassen. An der App schätzte ich stets die Schnelligkeit, mit der sie sich aufrufen lässt und die Flexibilität in der Konfiguration. Den Preis von 5,49 € war mir Drafts damals auf jeden Fall wert. Vor ein paar Tagen ist eine neue Version erschienen. Eine Version, die mich zum schreiben der obigen Einleitung brachte. Mittelfristig werde ich mich von der App verabschieden. Bis dahin werde ich so lange es noch möglich ist, die 4er-Version (die jetzt den Zusatz Legacy trägt) weiter benutzen.
Allerdings werde ich keine für mich wichtigen Workflows mehr auf Basis von Drafts erstellen — obwohl ich von der App eigentlich nach wie vor überzeugt bin. Ich sehe es aber nicht ein, für die Nutzung so genannter Premium-Funktionen monatlich 1,99 € beziehungsweise 19,99 € im Jahr zu zahlen. Funktionen, die bisher Bestandteil von Version 5 waren, sollen mich jetzt monatlich zusätzlich Geld in der 5er Version kosten? Hier hört für mich der Spaß wirklich auf!

Drafts im Abo

strecosa / Pixabay

Drafts und die Gier

Für ein Update hätte ich gerne bezahlt. Auch fünf Euro mehr, kein Problem. Nur ein Abo machte ich nicht. Aus den gleichen Gründen, warum ich so was schon bei Ulysses nicht wollte. Außer einem Update gibt es keinen Mehrwert, kein Speicherplatz in der Cloud. Es gibt keine Garantie, ob es Updates geben wird, die zusätzliche neue und spannende Funktionen bieten. Vor allem gibt es keine Aussage, wie oft es Updates geben wird, die diesen monatlichen Betrag wert sein werden.
Der andere Punkt ist für mich, dass sich die Abo-Gebühren summieren. Unübersichtlich ist das zudem auch, aber wahrscheinlich gewollt, ansonsten hätte man nämlich schon viel früher ein böses Erwachen. Ein paar Zahlen dazu von Apps, die ich bisher nutze oder genutzt habe. Für Drafts werde 19,99 jährlich fällig, bei Ulysses sind es 39,99 €. Für TV pro Gold 9,99 jährlich. WeatherPro kostet mich mit seiner 14-Tage Vorschau 9,99 € im Jahr. Das sind jetzt erst vier Apps und wir sind bereits bei 79,96 € jährlich für diese Abos. Je mehr Entwickler auf den Zug aufspringen, desto höher wird dieser Betrag — zumindest wenn man das Smartphone als Smartphone nutzt.

Abo ungleich Abo

Allerdings muss man die Abos voneinander unterscheiden. Drafts und Ulysses lassen sich in einen Topf werfen. WeatherPro und TV pro Gold unterschieden sich von den beiden erst genanten Apps. Sie bieten nämlich für das Abo einen laufenden Dienst an. Leistung und Gegenleistung stehen in einem direkten Bezug.
Sowohl bei Drafts als auch bei Ulysses halte ich das Geschäftsmodell für falsch. Es ist zu kurzsichtig, wenn man glaube, Kunden würde für alles und jedes ein Abo abschließen, nur damit sie die betreffenden App nutzen und den Entwickler unterstützen kann. Natürlich sind Abos eine sichere Geldquelle für den Entwickler — der sich dann auf einer App ausruhen kann und keine weitere mehr zu entwickeln braucht. Neue Produkte entstehen so nicht. Es wird redlich der Status Quo subventioniert.

2 Kommentare

  1. Das sehe ich sehr ähnlich. Es ist sehr schade, dass es immer mehr Software – nicht nur auf dem Smartphone, sondern auch auf dem Rechner – nur noch als Mietsoftware gibt. Ich kann natürlich verstehen, dass die Entwickjler ihre Software nicht verschenken können, sondern Einnahmen generieren müssen. Wenn es das Drafts-Update für eine Einmalzahlung von 7,99 Euro geben würde, würde ich zuschlagen. Ulysses habe ich auch gelöscht. Ulysses war für mich purer Luxus, ich habe die Funktionalität nicht im entferntesten vollständig ausgeschöpft, aber ich fand das Konzept gut. Für ein Programm, dass ich nur geringfügig nutze, schliesse ich aber garantiert kein Abo ab, es gibt genügend Alternativen.
    Vielleicht liege ich da falsch – ich glaube aber, dass es etliche Anwender gibt, die sich etwas Luxus gönnen und überdimensionierte Programme nutzen. In meinem Kollegenkreis ist das jedenfalls so. Genau diese Anwender sind aber sofort weg, wenn auf ein Abo-Modell umgestellt wird.
    Und was ist, wenn ich mal in eine Notlage gerate und mir die Abos finanziell nicht mehr erlauben kann? Mit Kaufsoftware kann ich dann eben bei alten Versionen bleiben, bei Mietsofware wird die dann funktionslos oder funktionseingeschränkt.

    1. Danke für den zusätzlichen Aspekt mit der Notlage — da ist eigentlich ein sehr wichtiger Punkt. Man könnte dann bei einem Abo-Modell seine Daten nicht mehr nutzen, obwohl man eventuell sogar drauf angewiesen ist.

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