Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In der Nacht zum Samstag verstarb in Zürich der 77-jährige Schauspieler Bruno Ganz. An ihn sollte man sich über mehr als einen Film erinnern.

Absichtlich kleingeschrieben

Vermutlich hätte Bruno Ganz mein etwas geschmackloser Witz in der Überschrift nicht gefallen. Es ist etwas respektlos, so etwas in einem Nachruf zu machen. Aber auf der anderen Seite, was weiß ich schon über Bruno Ganz? Vielleicht hätte ihm das Sprachspiel auch gefallen. Den Schauspieler kenne ich schließlich nur aus dem Film, nicht mal im Theater auf der Bühne habe ich ihn gesehen — ein sehr bedauerlicher Umstand, der sich jetzt nach seinem Tod auch nicht mehr ändern lässt.

Von ihm bleiben den meisten von uns nur die Filme, in denen er mitgespielt hat. Und was fällt den meisten von uns da als erstes ein? Vermutlich „Der Untergang“. Über den Film kann man geteilter Meinung sein, ganz sicher (schon wieder so ein Sprachspiel).
Beim ersten Mal ansehen und bei jedem weiteren Mal mehr festigte sich meine Überzeugung, dass Bruno Ganz hier eine beachtliche Leistung gelungen ist. So wie er Adolf Hitler spielt, so gruselig nah kann man dieser Person wohl kaum noch kommen. So viele Schauspieler vor ihm und nach ihm, die sich an Hitler versucht haben — als Komödie, als Drama, als Doku. An Bruno Ganz in der Rolle wird wohl nie jemand heranreichen.

Abendstimmung für Bruno Ganz

Abendstimmung für Bruno Ganz

Ganz anders Bruno Ganz

Schaut man sich bei Wikipedia die Theaterarbeiten und vor allem die Filmografie von Bruno Ganz an, kann man nur respektvoll seinen Hut ziehen. Das ist eine beachtliche Anzahl. Ein Film sticht dabei heraus, denn er für Ganz so was wie ein Zäsur, verhalf ihm zum Durchbruch. Gemeint ist „Der Himmel über Berlin“ ein melancholischer Film von Wim Wenders, der ganz bewusst überwiegend schwarz-weiß gedreht wurde – ein wichtigste Stilmittel. Ganz spielt darin den Engel Damiel, der geplagt wird von einem Wunsch. Er will am Leben der Sterblichen teilhaben, empfinden können.

Den Film sah vor langer Zeit in einem Programmkino, er hat mich sehr bewegt. Um so mehr hat mich das US-amerikanische Remake „Stadt der Engel“ mit einem furchtbar schlechten Nicolas Cage geärgert.

Als Schauspieler zeigte Bruno Ganz immer wieder, wie wandlungsfähig er sein konnte. Sei es als Wissenschaftler Delp in „Der Manchurian Kandidat“ oder als Horst Herold in „Der Baader Meinhof Komplex“. Aber selbst wenn man „Heidi“ mit ihm ansieht, fällt es schwer, das auszublenden, was er in „Der Untergang“ gespielt hat. So eine Rolle kann auch zum Fluch werden. Wie man es auch wendet, seinen Leistungen haben ihn unsterblich gemacht, auch wenn er jetzt nicht mehr unter uns weilt.

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