Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wie bereits angedeutet, war ich gestern beruflich in Berlin. Vom Wetter her hätte es nicht besser sein können. Angenehme 17 Grad, sonnig – so ein richtiger schöner Herbsttag. Mein letzter Berlin-besuch liegt schon sehr lange zurück. Ich glaube, da war Bonn noch Hauptstadt und ich sehr dagegen, dass es Berlin wird.

Wie dem auch sei, Berlin hat mich gestern sehr beeindruckt. Der Pulsschlag der Stadt ist ein ganz anderer. Aufregen und kribbelnd, wuselig, ständig in Bewegung und gigantisch groß – einfach Berlin.

Gestaunt habe ich auch über die Hackeschen Höfe, die mir bisher nicht bekannt waren. Allein die wären schon eine Reise nach Berlin wert, wobei es noch viel viel mehr zu sehen gibt. Die Autofahrt am frühen Abend durch den Innenstadtbereich zeiget Impressionen einer Stadt, die nie zu schlafen scheint. Glas. Licht. Leben.

Sollte es eine Art Berlinfieber geben, dann habe ich mich wohl gestern damit angesteckt. Die Euphorie lässt sich aber schnell mit einem Aufenthalt in Berlin-Marzahn dämpfen. Plattenbauten aus kommunistischer Vorzeit ersticken alles. Wohnsilos soweit das Auge blicken kann – und hinterm Horizont geht es weiter. Mitten in den Plattenbausiedlungen riesige Einkaufsmalls. Die Menschen, die in diesen schrecklichen Häusern leben müssen, brauchen ihren Bezirk nie zu verlassen. Alles, was sie zum leben, wenn es denn eins ist und nicht ein dahinvegetieren, benötigen, finden sie vor der Haustür.

7 Kommentare

  1. die meisten dieser wohnblocks in marzahn sind immerhin schön(!) saniert, was man von den meisten platten in westberlin nicht behaupten kann.

    mich zieht es allerdings weder in die eine, noch die andere art von menschenmassenansammlung… 15 mietparteien können allerdings auch schon lärm machen :)

  2. Ich habe lange genug in Berlin gewohnt, um zu wissen, dass sowohl die Leute in Mitte, Prenzlauer Berg etc. gut auf die „Ach ist das hier alles aufregend und so kribbelig“-Menschen verzichten können, wie die Bewohner von Marzahn auch keine Mitleider brauchen, die ihnen erzählen, dass sie kein Leben hätten sondern nur vor sich hinvegetieren.

  3. Als ebenfalls (leicht) vom ach-ist-das-hier-alles-aufregend-Virus Infizierter denke ich, dass neben den Ich-habe-lange-genug-in-Berlin-gewohnt-Berlinern in der Hauptstadt genug Platz für alle ist. Berlin meines Wissen nämlich ganz schon groß ;-)

  4. @Klaus: Früher musste ich immer Eintritt zahlen, um mir ganz Berlin ansehen zu dürfen – heute zahe ich dafür den Solidaritätzuschlage. Ich meine, deshalb auch mal was über Berlin shreiben zu dürfen, wass nich unbedingt allen gefällt.

  5. Fakt ist, dass es in Berlin ein Überangebot an Wohnraum gibt, in allen Preislagen, im Westen wie im Osten. Es ist also davon auszugehen, dass niemand aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen ist, in Marzahn zu leben. Weiterhin hat Berlin bekanntlich zwar eine Mitte, aber kein Stadtzentrum. Malls gibt es in jedem Stadtteil, die Aussage, dass man Marzahn im täglichen Leben nicht verlassen muss, trifft genauso für Charlottenburg, Steglitz etc. zu.

    Als ich in Berlin gewohnt habe, war ich wahrscheinlich keine 3 Mal in Marzahn oder einem der anderen Plattenbau-Stadtteile, und hätte dort auch nicht wohnen mögen, trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, den dortigen Bewohnern ihr Leben abzusprechen. Da wäre ich mir dann vorgekommen wie ein Tourist, der nach Afrika fährt und hinterher erzählt, dass Wetter sei ja toll gewesen, nur die Neger, die in ärmlichen Hütten dahin vegetieren, die seien ja schrecklich gewesen. Die glauben dann auch, sie hätten mit dem Preis ihrer Pauschalreise inklusive, über das Leben anderer Leute urteilen zu dürfen. Insofern schließt sich der Kreis mit deinem Hinweis auf den Solidaritätszuschlag.

  6. @Klaus: Abgesehen davon, dass ich Leute mit gefakter eMail-Adresse in der Regel nicht ernst nehmen kann und ihne eine zumindest kleine Portion Feigheit unterstelle, würde ich dir doch mal empfehlen, auf den Titel dieses Blogs zu achten.

    Es wird auch niemand gezwungen, aus wirtschaftlichen Gründen diesen Blog zu lesen.

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