Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In unseren Wäldern leben Bäume als kommunikative uns soziale Wesen. Wissenschaftlich interessant ist diese Vorstellung vor allem für Psychiater.

Wald im Wandel der Zeit

Ein Bild mit einem röhrenden Hirsch im Wohnzimmer ist eine besonders deutsche Art, den Wald zu verklären. Es scheint in unseren Gene zu legen, sich immer Orten voller Bäume auseinanderzusetzen. Selbst Märchen waren davor nicht gefeit. So werden etwas Hänsel und Gretel natürlich im Wald ausgesetzt. Und auch der englische Held des Volkes, Robin Hood, hauste im Sherwood Forest. Hierzulande ist der überwiegende Teil des Waldes „zivilisierte“ und nicht sich selber überlassen. Was wiederum zu einer Verklärung von des Urwalds anderswo führt. Mit den besten Absichten versucht man, dessen Abholzung zu verhindern. Wohl auch, damit andere nicht dieselben Fehler wie wir hier in Europa machen. Davon gab es im Laufe unsere Geschichte eine Menge. Die hügelige Landschaft der Toskana war ursprünglich eine riesige Waldfläche, die dem Expansionsdrang der Römer zu Opfer viel. Ähnliches geschah in Spanien, als Philipp II. seine Armada für den Krieg gegen England bauen ließ. Wälder wurden für den Schiffsbau gerodet.

Vielen meiner Generation wurde in der Kindheit versucht, den Wald wieder schmackhaft zu machen — durch ausgiebige Sonntagsspaziergänge. Freie Natur gab es dabei weniger zu sehen, forstwirtschaftlich genutzte und „gepflegte“ Wälder. Mir war es damals lieber, ohne Eltern unterwegs zu sein, alleine auf Bäume zu klettern. Das diese unterschiedlichen Verwendungszwecken zugeführt wurden, war dabei nie ein Problem. Beschweren konnte sich so ein Baum eher nicht.

Wenn Bäume sprechen könnten

Wenn Bäume sprechen könnten

Gefühle unserer Bäume

Im Zeitalter der Aufklärung zeigte man sich überzeugt, an die Stelle des Glaubens rationales Denken zu setzen. Mittlerweile ist trotz sinkender Zuspruchs bei vielen Religionsgemeinschaft Glaube statt rationales Denken wieder im Trend. Das fängt mit Homöopathie und endet irgendwo im Wald. Dann nämlich, wenn man glaubt, Bäume würden miteinander sprechen. Diese habe zudem ein geheimes Leben, wie ein ähnlich klingender Bestseller behauptet. Mit Wissenschaft hat das freilich wenig zu tun, aber egal, so was verkauft sich anscheinend verdammt gut. So gut, das aus der Romanvorlage — von einem Sachbuch sollte man hier nicht sprechen — ein Film wurde, der ab heute in den Kinos zu sehen ist.

Bäume die sprechen, wie für mich klingt das nach Menschen, die im Wald von den falschen Pilzen genascht haben. Im arte-Magazin, der Fernsehzeitschrift für Manufaktur-Kunden, gibt es dazu einen umfangreichen Artikel. Dort liest man, dass Bäume mithilfe von 2.000 unterschiedliche Wörtern miteinander kommunizieren. Wissenschaftlern wie Christian Ammers stehen angesichts solchen Unfugs die Haare zu Berge.

Bäume mit gehirnähnlicher Struktur? Was dann noch fehlt, sind Ratschläge von Bestsellerautor Peter Wohlleben, wie wir als Menschen selber auf Fotosynthese umsteigen können. Denn wer will noch Pflanzen und Tiere essen, wenn diese auch Gefühle haben?

Ganz ehrlich, Bäume sprechen zu uns genau dann, wenn Holzscheite romantisch im Kaminfeuer knacken. Aber das ist ein physikalischer Prozess und nicht der Versuch, uns eine Lebensgeschichte zu erzählen.

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