Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Etwas mehr als die Hälfte habe ich schon von „Die Rüpel Republik. Warum sind wie so unsozial“ gelesen. Das Buch – nein, gefällt mir wäre hier der falsche Ausdruck. Es ist ein wichtiges, erschütterndes Buch mit einer ernüchternden Bestandsaufnahme des derzeitigen gesellschaftlichen Zustands in unserem Land.

Beeindruckt hat mich heute, wie arm der ehemalige Vorsitzende der Porsche AG, Wendelin Wiedeking, ist. Im Geschäftsjahr 2007 / 2008 betrug sein Gehalt 77 Millionen Euro. Süffisant schreibt Jörg Schneider dazu:

Um damit irgendwann einmal so viel zu besitzen wie der Aldi-Gründer Karl Albrecht, müsste Wiedeking mehr als dreihundert Jahre lang für dieses Gehalt arbeiten.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lasssen. Auch um zu verstehen, warm sich manche Reiche immer noch arm fühlen.

Über das Buch wollte eigentlich noch nicht schreiben, dazu muss ich es auch erst ausgelesen haben. Mir wurde gestern etwas erzählt, was meiner Meinung nach gut ins Gesamtbild passt. Ein Szene aus dem wahren Leben, die viel über das derzeitige soziale Miteinander sagt – bzw. in welche Zustand die Sitten mittlerweile sind. So weit unten wie wir uns derzeit befinden besteht die Hoffnung zumindest darin, dass es nicht noch tiefer gehen kann – leider teile ich diese Hoffnung nicht.

Aber zu dem, was sich diese Woche an einer Berufsschule zugetragen hat. Berufsschüler im allgemeinen sind bereits in einem Alter, wo sie oft und gerne, sofern sie die Möglichkeit haben, mit dem Auto zur Schule kommen. Das führt zu einer extrem angespannten Parkplatzsituation. Die meisten Schule haben einfach zu wenig Stellplätze für die Masse Autos. Eine junge Frau parkte daher ihr Auto in einer Seitenstraße. Ein Mann, offensichtlich einer der Anwohner, trat ans Auto heran und forderte sie auf, das Fenster herunterzulassen. Die Frau, die noch nicht ausgestiegen war, kam dem nach. Statt etwas zu sagen, verpasst der Mann durch das nun offenen Fenster der Frau zwei so kräftige Schläge, dass ihr Unterkiefer brach. Erst dann teilte er ihr mit, in der Straße dürften seiner Meinung nach nur Anwohner parken.

Man kann lange darüber nachdenken, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist. Vielleicht hat sich der Mann immer insgeheim über die vor seiner Haustür parkenden Autos geärgert. Was auch immer jedoch in ihm vorgegangen sein muss, die Tat selber lässt sich damit nicht entschuldigen.

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