Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In der Neue Westfälischen war heute ein Interview mit Fernsehkoch Tim Mälzer unter der herrlich doppeldeutigen Überschrift „Es muss nicht immer Bio sein” zu finden. Der gar nicht mehr so junge Jungkoch sprach darin über seine neue Sendung und über gesunde Ernährung – netter Artikel ohne besonderen Nährwert. Das Herr Mälzer jetzt auch auf gesunde Ernährung macht, sei ihm zugestanden. Kochen von was auch immer ist schliesslich sein Kerngeschäft und wir unterstellen ihm dabei mal nicht, dass er sich den neuen Trend aus England abgeschaut hat. Die Ähnlichkeiten mit Jamie Oliver sind sicher nur rein zufällig.

Lassen wir aber das Lästern über einen von mir durchaus geschätzten Koch und wenden uns lieber denen zu, die davon lassen sollten. Politiker im Wahlkampf kommen mitunter auf sehr bizarre Ideen. Aus unerklärlichen Gründen sind sie nach wie vor davon überzeugt, dass es Stimmen bringt, wenn sie sich besonders volksnah zeigen. Ein fein lancierter Zeitungsartikel, worin etwas über ihre Hobbys zu lesen ist. Oder eine Webseite mit Kochrezepten.

Politiker und kochen? Eine berechtigte Frage. Wenn wie ehrlich sind, würden wir von Tim Mälzer nicht erwarten, dass er Politik macht. Umgekehrt möchten wir ebenso wenig von einem Politiker Kochrezepte lesen. Es gibt da so einen Spruch, irgendwas mit Schuster und Leisten.

Vielleicht tun wir an dieser Stelle potentiellen Mandatsträgern auch Unrecht und sie können wirklich passabel kochen. Versuchen wir uns das, auch wenn es schwerfällt, einmal kurz vorzustellen. Wie sähen dann die Rezepte aus? Herr Mälzer hat laut eigener Aussage auch Menüs für den kleinen Geldbeutel. Von Politikern wäre es daher das Mindeste, Rezepte gegen die Krise zu erwarten.

Das es tatsächlich Rezepte gegen die Krise gibt, wird niemand bezweifeln. Nur werden diese kaum zwischen den Horoskopen in der Bäckerblume zu finden sein. Bis die echten Rezepte auftauchen, versuchen sich Politiker mit experimenteller Küche oder greifen auf bewährtes zurück, wie zum Beispiel Schuldenauflauf und Renteneintopf.
Extra für Obdachlose haben Sozialpolitiker auch den Klassiker im Repertoir: Kalte Platte.

Wenn Politiker tatsächlich kochen, macht es selten lange satt. So gesehen ist die Staatsverschuldung wie Fast Food. Je mehr man davon ist, desto schwerer wird es, damit aufzuhören oder davon loszukommen.

Das Politiker gerne oder gar gut kochen, wird niemand glauben, der einen Blick in ihren Vorratsschrank geworfen hat. Dort herrscht eine erschreckende Leere. Eine gute Küche setzt halt eine vernünftige Haushaltsplanung voraus.

Wer weiß, vielleicht sehen wir Tim Mälzer ja nach der Bundestagswahl im Bundestag – als Coach für die Hobbyköche.

Eine Antwort

  1. Da muss ich aber energisch widersprechen: Je mehr Fastfood man isst, desto EINFACHER wird es, davon loszukommen (nach Überschreitung eines bestimmten Schwellwertes verläuft die Trennung sogar vollautomatisch und schließt auch bereits verzehrte Mahlzeiten mit ein).

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