Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mit der Bezeichnung Gesellschaftsspiele macht man sich unter begeisterten Brettspielern keine Freunde. Brettspiele sind ein oft missverstandenes Hobby.

Aufklärung dringend erforderlich

Wenn eine Lokalzeitung über mein Hobby berichtet, ist in der Regel Vorsicht angesagt. Meist wird über irgendwelche überengagiert Menschen berichtet, die die gefühlt tausendste Kopie von Monopoly „erfunden“ haben. Oder eine ihnen am Herzen liegen Thematik mit einem simplen Würfelmechanismus ausgestattet habe — was noch lange kein gutes Brettspiel ergibt.

Besonders gefährlich wird es, wenn die Zeitung von „Gesellschaftsspielen“ schreibt. Das hört sich in etwa so sexy an wie lange weiße Feinripp-Unterhosen. Klar, die Bezeichnung Gesellschaftsspiele wird durchaus verwendet. Zum Beispiel von Muggeln, die darunter jene Brettspiele verstehen, die aus der Mottenkiste ihrer Kindheit stammen. Sätze wie „Die Leeraner sind in Gesellschaftsspiel-Laune“ sorgen für ein Gruselgefühl beim lesen der Emder Zeitung. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit erforderlich. Brettspiele sind kein simpler Zeitvertreib während der Pandemie, weil andere Möglichkeiten wie Kneipen-, Disco- oder Konzertbesuche nicht möglich sind.

Mal ganz ehrlich: Wer ein Brettspielabend auf dieselbe Stufe stellt wie ein Kneipenbesuch, kann die ihm bekannten Brettspiele vermutlich an einer Hand abzählen. Persönlich würde ich einen Brettspielabend mit Freunden jedem Kneipenbesuch vorziehen.

Wirklich bedauerlich, dass Herbst 2018 der Spielraum in Leer für immer seine Pforten schloss. Es wäre eine erste Anlaufstelle gewesen, um von der Welt der Gesellschaftsspiele in die der Brettspiele einzutauchen.

Verbietet Gesellschaftsspiele

Harte Überschrift, aber es geht mir eigentlich eher um den Begriff Gesellschaftsspiele. Natürlich kann man das kontrovers diskutieren. Genauso, wie man in der Zeitung im Zusammenhang mit den sogenannten Gesellschaftsspielen Thalia als Quelle dafür in den Raum wirft. Klar, der Händler hat auch ein paar Mainstream-Brettspiele und manchmal sogar Sachen wie „Terraforming Mars: Ares Expedition“, was aber eher wie ein Versehen wirkt.

Der wohl überwiegende Teil derjenigen von uns, die sich als Brettspieler bezeichnen würde, kauft im Fachhandel (online und offline) ein. Zudem haben sich diverse Lockdowns auch nachhaltig negativ auf das Hobby ausgewirkt — zumindest in Bezug auf offene Spielegruppen und Spieletreffs.

Laut Emder Zeitung plant Thalia in Leer, in der Zeit nach Corona sogar Spieleabenden anzubieten. Möglicherweise mit Klassikern wie Monopoly und Scrabble. Auf mich wirkt der Zeitungsartikel wie eine lieblose redaktionelle Werbeanzeige für Thalia in Leer mit dem Aufhänger Gesellschaftsspiele. Ist nur meine Meinung, möchte ich nochmal betonen.

Kann aber auch sein, dass hier in der ostfriesischen Diaspora Brettspiele deutlich weniger verbreitet sind wie etwa in Nordrhein-Westfälischen Ballungsgebieten. Andererseits bietet das auch enorme Möglichkeiten der Missionsarbeit.

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