Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Ulrike Gröger nahm ihren Fahrradhelm vom Garderobenständer und machte sich auf den Weg zum Igel. Sie fand es immer schon besonders komisch, ein veganes Restaurant so zu nennen.

Ganz offensichtlich hatten die Betreiber aber nur an ein possierliches Tier gedacht und nicht gewusst, dass der Igel durchaus selber Tiere isst. Den Erfolg des Igels verhinderte der falsche Name nicht. Vermutlich auch deshalb, weil sich dort überwiegend Soziologen und weniger Biologen trafen.

Aderlass

amayaeguizabal / Pixabay

Es gab sogar fast gescheiterte Soziologen, die im Igel als Bedienung arbeitet. Genau eine davon war der Grund, warum Gröger dorthin unterwegs war. Über einen anderen Bücherliebhaber wusste sie, dass eine gewisse Person dort arbeitet. Gelegentlich zumindest, gerade so viel, dass sie es zumindest zum Schein mit Studium vereinbaren konnte. Gröger hatte auch etwas über den schwulen WG-Mitbewohner dieser Person erfahren. So schwul wie er sich gab, war er gar nicht. In Wirklichkeit stand er auf Frauen, was Gröger aus eigener Erfahrung wusste.

Etwas außer Atem von der Fahrt gegen den Wind betrat Gröger am späten Nachmittag den Igel. Sie sah sich nach einem freien Platz um und auch, ob es sich überhaupt für sie lohnen würde, hier einen Platz zu belegen. Vier Tische vom Eingang entfernt stritt sich Ilona Breulan gerade mit einem Gast. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht von Gröger. Es würde nicht auffallen, wenn sie unter dem Vorwand einer Beschwerde Ilona zur Rede stellte.

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