Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Abschiede fallen mir immer schwer. Insbesondere dann, wenn ich mich von Liebgewonnenen trennen muss — etwa meinem allerersten eigenen Staubsauger.

Staubsauger in Bielefeld

Meinen ersten eigenen Staubsauger kaufte ich 1994 in Bielefeld, als ich aus dem Wohnheim (beziehungsweise der Studenten-WG in Bethel) in die eigene Wohnung zog. Es war zufälligerweise auch meine erste eigene Wohnung. Dieser Staubsauger hat mich und später auch meine Frau, lange begleitet. Jeden bisherigen Umzug mitgemacht. Still und tapfer den Dreck gefressen, den wir ihm vorsetzten.
Nach nunmehr 23 Jahren heisst es jedoch, Abschied voneinander zu nehmen. Dabei ist er nicht mal ganz kaputt. Was seine Saugleistung angeht, ist er schon seit ein paar Jahren etwas müde geworden. Mehrere Unfälle hat er überlebt, sein zweiteiliges Saugrohr, welche anfänglich nur aus Kunststoff bestanden, wurden uns im Laufe der Jahre ausgetauscht durch Ersatzteile aus Metall. Die Saugbürste selber wollten wir auch tauschen, aber dafür gab es kein wirklich passendes Ersatzteil.

Mein erster Staubsauger

Mein erster Staubsauger

Ein verhängnisvoller Unfall

Auch wenn der Staubsauger nur noch nachlässig seiner Aufgabe nachkam, hätte ich mich auch in diesem Jahr wohl nicht von ihm getrennt. Es musste erst ein Unfall passieren, der die Trennung einleitete. Wie viele Unfälle begann der vom Staubsauger mit „mal eben“. Mal eben etwas wegsaugen und in Eile das Gerät wieder in den Schrank stellen. Dabei war ich etwas zu hastig, so das nicht alles ordentlich verstaut wurde. Als die Tür schon geschlossen war, hörte ich ein schepperndes Geräusch. Na ja, dachte ich mir, da ist dann wohl der Sauber umgefallen. Egal, der Kerl kann einiges vertragen.
Irrtum. Als ich bei nächster Gelegenheit den Sauger wieder ans Tageslicht holte, war das Endstück am Kunststoffschlauch abgebrochen. Zwar lässt sich noch eine Verbindung mit den Rest herstellen, diese ist aber locker. Die Stücke sind nur ineinander geschoben, ohne das etwas einrasten kann. Möglicherweise würde man auch irgendwo ein passendes Ersatzteil bekommen. Das gibt es aber mit Sicherheit nicht umsonst. Hinzu kommt, dass ich sie über zwei Jahren auf meiner To-Do Liste den Neukauf stehen habe. Bereits so oft verschoben, dass er in die Nimmerleins-Liste gerutscht ist. Die heisst so, weil die Aufgaben dort gefühlt erst am Sankt Nimmerleinstag erledigt werden.

Seltene Qualität

Meine Frau und ich sahen den Unfall gestern als Zeichen, endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen und einen neuen Sauger zu kaufen. Wurde auch online direkt erledigt. Dabei musste ich meinen Trieb unterdrücken. Der machte sich bemerkbar in der Form, dass der Sauger ja eigentlich noch funktionieren würde. Man müsste halte vielleicht mit etwas Klebeband oder doch einem Ersatzteil…
Nein, es ist wirklich Zeit, unser altes Modell in den verdienten Ruhestand zu schicken. Ein Gerät, was so lange hält, obwohl man es mehrmals in der Woche benutzt, hat diesen verdient. Ob der Nachfolger ebenso alt wird, werden wir dann sehen. Wirklich entsorgen kann ich den Alten dennoch nicht. Es sind die vielen Erinnerungen, die ich mit ihm verbinden. Die Wohnungen, die er gesehen hat. Der ganze Dreck. Und gute Dienste als Keller-Sauger oder wenn man Löcher in die Wand bohrt kann er immer noch leisten.

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