Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Um es gleich vorweg zu sagen, ich bin was Airbnb angeht absolut parteiisch. Ich habe eine sehr deutliche Meinung — die ändert sich auch nicht durch ein überraschend positiven Artikel in der Süddeutsche Zeitung.

Unterschiedliche Sichtweisen

Das es zu fast jedem Thema immer mindestens zwei Meinungen gibt, ist nichts neues. Das bei Airbnb auch die Meinungen auseinander gehen, war von vorneherein klar. Auch, das es möglicherweise merkwürdige Bündnisse geben wird, wo zum Beispiel Mietrechtsaktivisten und Lobyisten der Hotelbranche auf der gleichen Seiten stehen. Vielleicht aber sollte man sich trotz einer ablehnenden Haltung erstmal ansehen, worum es tatsächlich bei Airbnb geht. Für mich war am vergangen Freitag der Artikel von Evelyn Roll Anlass, mich noch mal mit dem Thema auseinander zu setzen. Zum einen deshalb, weil hier in Köln der Mietmarkt (und auch der Markt für eigene vier Wände) mehr als angespannt ist. Aber auch deshalb, weil meine Frau und ich gerade einen Urlaub hinter uns haben, in einer Ferienwohnung. Eine Ferienwohnung ist meiner Meinung nach etwas anderes als Airbnb. Was aber ist Airbnb?

Airbnb

TeroVesalainen / Pixabay

Was ist eigentlich Airbnb?

Laut Wikipedia geht es bei Airbnb darum, dass private Vermieter „ihr Zuhause oder einen Teil davon unter Vermittlung des Unternehmens“ vermieten. Das was eine Ferienwohnung ist, klingt da ganz ähnlich, nämlich „eine möblierte Wohnung, in der Gäste gegen Bezahlung für einen bestimmten Zeitraum ihren Urlaub verbringen können“.
Der Hauptunterschied besteht jedoch darin, das Ferienwohnungen dauerhaft für Urlauber zur Verfügung stehen und vom Vermieter nicht selber bewohnt werden. Es ist eine gewerbliche Nutzung, beziehungsweise eigentlich eine Umwidmung von Wohnraum, die nur dann zulässig ist, wenn sie entsprechend vorab genehmigt wurde. Oft gibt es Wohngebiete, in denen eine Nutzung von Wohnraum als Ferienwohnung grundsätzlich untersagt ist.
Auch wenn sich bei Airbnb (zum Glück) die rechtliche Situation derzeit verändert, weil Städte wie Berlin massiv gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum vorgehen, ist die Grundidee recht simpel. Man bietet einen Teil seiner (nicht genutzten) Wohnfläche auf Zeit zum wohnen für andere an. Und zwar seiner Wohnfläche, die man ansonsten selber benutzt.

Kern des Problems

Der Kern des Problems steckt in der Formulierung „ein Teil der eigenen ungenutzten Wohnfläche“ — je beliebter Airbnb wurde, desto größer wurde der Anteil an Anbietern, die nicht ihre selber bewohnte Wohnung anboten, sondern als Vermieter ihren Wohnungsbestand über Airbnb zur Verfügung stellten. Dieser wurde dann dem regulären Wohnungsmarkt entzogen. Gleichzeitig sorgt das nicht nur für knapper werdenden Wohnraum, sondern auch für eine Steigung der Mieten. Und ehrlich, wer kommt als Eigentümer nicht in Versuchung, wenn er für die gleiche Wohnung mehr Kasse machen kann? Einfach nur dadurch, dass er sie nicht mehr regulär vermietet, sondern Urlaubern und Touristen über Airbnb offeriert. Für mich ist das ganz deutlich Zweckentfremdung. Mit meiner Sichtweise stehe ich nicht alleine da. Auch hier in Köln weht Airbnb mittlerweile ziemlicher Gegenwind ins Gesicht. Das ist auch gut so.
Natürlich sehe ich auch die andere Seite. Die Sicht von „Katja“ im Artikel der SZ kann ich nachvollziehen. Sie vermietet einen Teil ihrer Wohnung, weil dieses viel zu groß für sie geworden ist. Ohne Airbnb könnte sie sich die Wohnung nicht mehr leisten. Blöd nur, dass es mit Sicherheit eine junge Familie gibt, die genau diese Wohnung und den damit verbundenen Platz dringend gebrauchen könnte.

Authentizität schwindet

Wer Airbnb nutzt um eine Unterkunft zu finden, möchte unter Umständen auch den typischen Flair einer Stadt in sich einsaugen. Jener Flair, der kaputt geht, wenn immer mehr Wohnfläche zweckentfremdet wird. Wer als Tourist in einer Stadt ist, hat mit Sicherheit ein anderes Ruhebedürfnis als Einheimische, die Tagsüber arbeiten möchte. Auch ohne Zweckentfremdung von Wohnraum haben wir in Köln bereits genug Problem mit den Interessenkonflikten von Feiernden und Anwohnern. Über Airbnb wird das noch mal weiter verschärft. Es führt dazu, dass Menschen an den Rand der Stadt gedrängt werden — weil sie sich den Wohnraum im Zentrum nicht mehr leisten können oder aber weil es zu unruhig geworden ist.

4 Kommentare

  1. Neulich habe ich mal wieder Immobilienangebote im Schaufenster angeschaut. Finde ich schon frech, wenn da Verkaufswohnungen direkt als „Airbnb-Traum“ angeboten werden… in dem Fall eine 1-Zimmer-Wohnung mit Garten in Nippes.
    Mit so einer Katja habe ich kein Mitleid. Wenn die Wohnung für alleine zu teuer ist, dann soll sie eine WG daraus machen. Klar, gibt nicht so viel Kohle wie Airbnb…

  2. Die Wohnraumproblematik geht mir ganz schön auf die Eier. Wir haben hier in Paderborn zwar nicht die starken Probleme wie in Berlin oder Köln, aber im Zentrum von Paderborn bezahlbare Wohnungen zu finden ist schwierig. Leider muss es erst immer eskalieren, bis es Lösungen gibt, die lange auf sich warten lassen. Bei uns macht die Stadt auch Werbung dafür, die Studenten auf’s Land zu schicken. Aber warum bitte soll man auf’s Land, wenn der letzte Bus um 20 Uhr fährt? Und im Sommer ist es normal, dass die BWL Vorlesungen um 21 Uhr enden… ganz ab davon, dass es unter der Woche oder teilweise auch am Wochenende – je nachdem wo man auf dem Land ist – keine Nachtbusse gibt. Das war es dann mit Studentenpartyleben und das gehört zum Studium dazu. Work hard, play hard.

    Es sollte bei airbnb wieder bei dem bleiben, wozu es eigentlich gedacht war: einen Teil der Wohnung ein paar Mal im Jahr zu vermieten.

    1. Stunden auf`s Land — das ist eine ziemlich dumme Forderung. Und vor allem eine merkwürdige Vorstellung davon, das Problem zu lösen.
      Wenn airbag das machen würde, wozu es mal gedacht war, wäre es deutlich besser.

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