Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die drei Monate lange Interimsphase ist zu Ende. Am Montag zog die Quickmill Orione 3000 bei uns ein.

Der Moment der Einsicht

Anfang Mai, als ich in der örtlichen Nespresso Boutique Kapseln für unsere Pixie einkaufte, traf mich der göttliche Blitz der Einsicht. Für 1,2 kg Kaffee 78 Euro zu zahlen, ist doch etwas übertrieben. Vor allem, wenn man damit als Einzelperson gerade mal drei Monate auskommt. Als wir 2013 die Pixie kauften, hatten wir das bewusst in Kauf genommen. So viel Kaffee würden wir nicht trinken. und überhaupt, jede Kapsel enthält doch frischen Kaffee. Theoretisch. Praktisch hängt das geschmackliche Ergebnis in der Tasse von einer Reihe von Faktoren ab. Wer mal einen Lungo zu Hause bei seiner gut gepflegten Maschine mit entkalktem Wasser getrunken hat und dann in der Kölner Nespresso Boutique den selben probiert, wird einen Unterschied feststellen. Dazu will ich aber gar nicht weiter auslassen. Im Grunde geht es ja um die Quickmill Orione 3000 und unseren Weg dorthin.
Gegen die Kapseln spricht der Preis, die Kundenbindung und vor allem der nicht unwesentliche Aspekt des Umweltschutzes. Kapseln aus Aluminium — man kann das selber für sich zu Ende denken.

Quickmill Orione 3000 in der Küche

Quickmill Orione 3000 in der Küche

Die Entscheidungsfindung

Wenn man sich dazu entschließt, von einer Kapselmaschine zu einer Siebträgermaschine zu wechseln, ist das grundsätzlich schon mal ein richtiger Schritt. Allerdings erfordert diese Richtung auch eine deutlich intensivere Beschäftigung mit dem Thema Kaffeezubereitung. Das ein Vollautomat nicht in Frage kommen würde, stand ziemlich schnell fest. Das sind Brutstätten für Bakterien, egal wie penibel man reinigt. Ähnlich pflegeleicht wie die Pixie sollte die Alternative schon sein. Zudem wollten wir etwas robustes, schick aussehendes. Ja, wir geben es auch zu. Wenn man sagt, man habe eine Siebträgermaschine, dann erwartet man anerkennendes Staunen. Auch das wollten wir.
Im Mai fing ich dann mit der Suche an. Zeit genug räumten wir uns ein. Für drei Monate hatte ich noch Kapseln und die Maschine sollte erst angeschafft werden, wenn das Finanzamt unsere Rückzahlung überwiesen hatte.

Die erste Wahl

Die erste Wahl fiel auf die Dedica Style EC 685 von DeLonghi. Zwei Dinge führten dann jedoch zum Ausschluss. Zum einen war uns klar, das würde nur ein Gerät für zwei bis drei Jahre sein. Danach hätten sich unsere Ansprüche weiterentwickelt. Vermutlich wäre dann die Maschine auch durch gewesen. Der andere Punkt waren die negativen Rezensionen bei einem bekannten Onlinehändler. Eine undichte Maschine wollte ich nicht. Wir erhöhten das Budget und verabschieden uns vom Gedanken, eine kompakte Maschine zu nehmen, die genau den Platz der Pixie einnehmen würde. Die nächste Wahl fiel dann auf die Hobby 01 von Bezzera. Bei Manufactum unter einer verkürzten Bezeichnung im Sortiment. Klar ist Bezzera die Firma, welche die Espressomaschinen erfunden hat. Das sagt aber noch nichts über die Qualität heutiger Modelle aus. Macht man sich etwas schlau, dann ist die Hobby 01 nicht die beste Investitionen. Es gibt für das gleiche Geld erheblich bessere Siebträgermaschinen.

Die Welt der Siebträgermaschinen

Der erhebliche Vorteil von heute im Vergleich zu etwa den 90er Jahren ist die Möglichkeit, sich bequem von zu Hause aus zu informieren. Im Internet kann man sich nahezu jedes Thema einlesen und sich dann schlauer als vorher fühlen. Zumindest gut auf einen möglichen Kauf kann man sich vorbereiten. So ging es mir dann auch beim Thema Siebträgermaschinen. Es gibt Foren zum Thema, Testberichte, Baristakurse und vieles mehr. Nebenbei erfährt man dann noch von 13 Kölner Röstereien, die auch ein guter Grund sind, sich aus der verdammten Kapselabhängigkeit zu befreien. Von einem barcamp kannte ich bereits Coffee Circle, einen Anbieter von Kaffee und Espresso. Die gaben unter anderem auch Maschinen im Sortiment — sinnvoll, denn die Kunden brauchen ja schließlich etwas zur Zubereitung. Dort zwei Maschinen für den Einsteiger aufgeführt. Die Rancilio Silvia und die QuickMill Orione. Für mich war das schon mal ein guter Ausgangspunkt. Allerdings reichten mir die Informationen nicht aus.

Testbericht QuickMill Orione 3000

Die weitere Suche führte mich zur sehr sympathischen Seite von Arne. Er hat sich ausführlich sowohl der Rancilio Silvia als auch mit der QuickMill Orione beschäftigt. Beide Maschinen kamen für mich in die engere Wahl. Warum wurde es schließlich die von Quickmill? Das ist letztlich einer genauen Überprüfung des eigenen Nutzungsprofils geschuldet. Die beiden Maschinen stehen für zwei unterschiedliche Arten der Wassererhitzung. Bei der Silvia wird das Wasser ganz klassisch im Kessel erhitzt. Das Vor- aber auch Nachteile. Der eheliche Nachteil aus meiner Sicht ist die Zeit die es dauert, bis man den ersten Espresso ziehen kann. Die Orinone dagegen hat einen Thermoblock, also eine Art Durchlauferhitzer. Nach wenigen Minuten kann man sich damit den ersten Espresso machen. Für Einsteiger wie mich die bessere Wahl.

Die Kaufentscheidung

Alles lief auf die QuickMill Orione 3000 hinaus, es fehlte nur noch der Startschuss (Stichwort Finanzamt) und ein Händler, bei dem ich die Maschine dann kaufen würde. Auch hier machte ich mir die Mühe, länger zu suchen. Der Preis war dabei nur ein Faktor. Die Orione ist eine Maschine, die bei guter Pflege einige Jahre alt werden kann. Es ist gut, wenn man jemand hat, der einem zur Maschine Ersatzteile verkaufen kann. Noch besser, wenn derjenige den Status einer offiziellen Vertragswerkstatt hat und entsprechend qualifiziert ist, die Maschine im Fall der Fälle zu reparieren. Daher fiel die Entscheidung zu Gunsten der Kaffeezentrale — die auch noch ihren Sitz in Bochum hat, ein weiterer Pluspunkt.

Ersteindruck

Im Lieferumfang ist neben der Maschine ein Ersatzdichtungsring, ein Reinigungspinsel und eine Kombination aus Messlöffel und Tamper enthalten. Letzteres entsorgt man besten direkt im Gelben Sack, da man sich vorher bereits einen ordentlichen Tamper besorgt hat — so wie wir. Die kurze Anleitung enthält alles, was man vor der ersten Zubereitung beachten muss, weitere Tipps gibt es bei Arne (siehe oben). Wir haben natürlich eine Sache bewusst falsch gemacht und uns für gemahlenen Kaffee von illy für den Anfang entschieden. Ja, der ist eigentlich pfui wenn man das ganze Thema ernst nimmt. Und ja, wir werden uns im August eine ordentliche Mühle kaufen. Schließlich wollen wir ja auch den in Köln gerösteten Espresso ausprobieren. Aber trotzdem. Die Ergebnisse bisher sind geschmacklich über dem, was uns die Pixie bieten konnte. Zudem kann ich endlich wieder Lungo ohne Milch trinken. An der Zubereitung arbeiten wir noch, das tampern erfordert Geschick. Klasse ist das in der Quickmill Orione 3000 verbaute Manometer. Man kann sehr gut beobachten, ob man das Kaffeemehl zu lasch oder zu fest angedrückt hat.

Unser erstes Fazit: Die Anschaffung hat sich jetzt schon gelohnt.

Bilanz nach drei Jahren: Auch nach fast drei Jahren bin ich nach wie vor mit der der Orione 3000 im Großen und Ganzen zufrieden. Allerdings trinken meine Frau und ich vornehmlich Cappuccino. Das Aufschäumen der Milch gelingt zwar, treibt mich aber auf Grund der Dampflanze, die diesen Namen eigentlich nicht verdient, teilweise in den Wahnsinn. Nach dem ich in der Zwischenzeit den ausführlichen Test von Norbert Loose zur Rancilio Silvia gelesen habe, würde ich meine Entscheidung von damals heute in Richtung Rancilio Silvia gehen. Die Dampflanze ist definitiv auch zum Gebrauch konstruiert und nicht nur Zierde. Zudem hat man bei der Orione 3000 immer auch das Risiko, versehentlich den Falsch Hebel umzulegen und reflexartig die Lanze zu schwenken — was der Maschine nicht bekommt.

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