Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Unsere derzeitige Bundeskanzlerin und die gamescom haben etwas gemeinsam. Beide kommen ursprünglich aus dem Osten. In diesem Jahr treffen sie zum ersten Mal aufeinander.

Die Anfänge

In den ersten Jahren hieß die gamescom noch nicht so,, sondern nannte sich „Games Convention“ und wurde von 2002 bis 2008 in Leipzig veranstaltet. Im zweiten Jahr, 2003, fuhren meine Frau und ich sogar extra von Bielefeld nach Leipzig. Für einen Tag. Zurück kamen wir mit Xbox-Fieber. An den Tag werde ich noch lange erinnern. Nicht wegen Morrowind oder Leipzig, sondern weil es auch ein halbes Clan-Treffen, damals auf der Games Convention. Alpha Lupus gab es noch. Und mit dem Clan ist mehr oder weniger auch mein Blog verbunden, zumindest war es die Geburtsstunde.
Ab 2009 firmierte die Games Convention unter der Bezeichnung gamescom, gleichzeitig wurde die Messe nach Köln verlegt. Ein Jahr später verlegten sich meine Frau und ich uns auch in die Domstadt am Rhein. Go West — aber ob das immer besser ist? Als wir 2011 zum ersten Mal auf der gamescom waren, fühlte zumindest ich mich fehl am Platz.

gamescom in Leipzig

gamescom in Leipzig

Die gamescom in Köln

Meine Frau und ich schwanken immer wieder, wenn es darum geht, ob Köln für uns eine gute Wahl war. Laut, dreckig, humorlos aber auch überschäumend, turbulent und abwechslungsreich. Köln ist zwar nicht der Nabel der Welt, aber eine verdammt gute Ausgangsbasis in alle Richtungen. Als Verkehrsknotenpunkt die Stadt den Vorteil, dass man nicht nur gut hin kommt, sondern auch genau so gut in fast alle Richtungen wieder weg. Wobei die Videospielmesse wohl noch ein paar Jahre länger hier bleiben wird. Ist das schlimm? Sagen wir mal, es gäbe schlimmeres. Vom 22. bis 26. wird nicht nur das Messegelände brechend voll sein, sondern auch Köln selber mit Veranstaltung im Schatten der gamescom pulsieren. Wenn man so will, läutet die Messe den Spätsommer ein und weckt Köln aus der Sommer-Apathie.

Videospiele als Wirtschaftsfaktor

Mittlerweile dürfte es auch in Krähwinkel angekommen sein: die Videospielindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So setzte sie etwa 2014 weltweit rund 90 Milliarden Dollar um. Sie hat die Filmindustrie längst überflügelt. Selbst in Deutschland liegt der Umsatz über den, was die Bundesliga einspielt. Selbst in der CDU hat man vor zwei Jahren erkannt, wie wichtig Videospiele sind. Digitale Spiele sind Bestandteil der Alltagskultur, man kann sie ignorieren, was aber verdammt dumm wäre. Da man sich die CUD als Freund der Wirtschaft sieht, ist sie also euch Freund und Partner der Videospielindustrie. Damit sind wir dann bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem möglichen Gründen für ihre Anwesenheit auf der diesjährigen gamescom in Köln. Sie wir die Messe nicht deshalb eröffnen, weil sie plötzlich ihre Liebe für Konsolenspiele entdeckt hat. Hier geht es um wirtschaftliche Interesse und um Politik im Zeichen des Wahlkampfs.

Alpha Lupus auf der gamescom

Alpha Lupus auf der gamescom

Auch Wähler sind Videospieler

Vermutlich hat Angela Merkel zu Hause keine Konsole stehen. Würde man sie fragen, ob Xbox one PS4 oder doch etwas von Nintendo, bekäme man mit Sicherheit eine ausweichende Antwort. Vorstellbar bei ihr wären jedoch Spiele auf dem Smartphone. Für sie ist die Eröffnung knallhartes Kalkül. Man zeigt Respekt vor einer bedeutenden Branche. Gleichzeitig versucht man etwas vom Glanz abzubekommen. Möglicherweise mit dem Hintergedanken, junge Wählerinnen und Wähler abzuschöpfen. Nötig hat das Merkel nicht, denn bezogen auf das vermutliche Wahlergebnis ist ihr Gamerscore bereits verdammt hoch. Mich jedenfalls freut es, das Videospiel und Videospieler endgültig vom Schmuddelimage befreit sind.

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