Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das in Frankreich gestern bei der Präsidentschaftswahl keine sofortige Entscheidung getroffen wird, war absehbar. Die nun anstehenden Stichwahl in zwei Wochen entsprechend vorhersehbar. Ebenfalls ahnen konnte man, wer denn da gegeneinander ins Rennen zieht.

Licht oder Schatten

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen gegen einen der anderen Kandidaten. Mich persönlich freut es, dass es Emmanuel Macron ist, der gegen sie antritt. Genau genommen ist es Le Pen, die gegen ihn antritt, denn von allen Kandidaten hatte der Mitte-links-Politiker die meisten Stimme. Immerhin 23,9 Prozent.
Die Wählerinnen und Wähler in Frankreich können nur beim zweiten Durchlauf entscheiden, ob sie Licht oder Schatten wollen. Ob sie den Nationalismus ihre Stimmen geben oder aber der Versumpft.

Noch alles ruhig in Frankreich

skeeze / Pixabay

Frankreich am Wendepunkt

Die Wahl ist nicht nur für Frankreich bedeutend, sondern für ganz Europa. Mit Marine Le Pen würde nicht nur eine Rechtspopulistin ins Amt kommen, sondern auch eine entschiedene Gegnerin der EU und Europas. Der „Frexit“ würde ziemlich wahrscheinlich werden. Anders als bei Großbritannien würde damit aber nicht nur ein weiteres Land aus der EU austreten, sondern die EU vor die Wand gefahren. Frankreich und Deutschland, aus meiner Sicht sind das die Klammern, welche die EU zusammenhalten. Fehlt eine, kollabiert die EU.

Abstimmung über den Fortbestand

Mit Emmanuel Macron würde ein Befürworter der EU in den Élysée-Palast einziehen. Ein deutliches Signal an alle, die mit dem Gedanken spielen, die EU zu verlassen. Er wäre auch ein erfrischend anderer Präsident. Gerade 39 Jahre jung, mit einer 24 Jahre älteren Frau verheiratet. Jemand, der sich traut, die Kolonisierung Algeriens durch Frankreich als Verbrechen zu bezeichnen.
Für uns in Deutschland, in Europa entscheidend ist jedoch sein Festhalten an der europäischen Idee. Ein Sieg von Le Pen dagegen wäre eine Katastrophe.

Unser Nachbar im Westen

Deutschland und Frankreich verbindet eine lange, auch schmerzvolle, gemeinsame Geschichte. Gemeinsam kann man Europa weiter voran treiben. Gerade jetzt, wo sich Großbritannien aus der Verantwortung stiehlt. Man könnte sogar behaupten, Deutschland und Frankreich hätten eine historische Verpflichtung hinsichtlich Europa.
In den Niederlanden schaffte es Mark Rutte gegen den Rechtspopulisten Geert Wilders. In Frankreich dagegen ist es denkbar knapp. Alles ist offen. Sicher ist nur, dass sich die Parteienlandschaft in Frankreich vollständig verändert hat.

Was Links und Rechts verbindet

Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es eine Gemeinsamkeit im linken und rechten politischen Lager. Dieser gemeinsame Nenner ist die Ablehnung der EU. Bei der Stichwahl in zwei Wochen könnte das der entscheidende Faktor sein. Die Wählerinnen und Wähler aus dem rechten Lagern werden sich für Le Pen entschieden. Bei denen, die Kandidaten aus dem (extremen) linken Lager gewählt haben, könnte es auch darauf hinaus laufen. Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon lehnt die EU genau so ab wie Le Pen. Genau wie sie versuchte er die Stimmen der Enttäuschten abzufischen.

Hoffen und bangen

In zwei Wochen wissen wir mehr. Zwei Wochen, in denen wir hoffen und bangen werden. Ach Frankreich, sei doch bitte vernünftig! Wir sprechen, es im kommenden Herbst ebenfalls zu sein.

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