Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die Befreiung Frankreichs als Brettspiel

Ein Spiel, welches die Befreiung Frankreichs zum Thema hat — über die Thematik kann und sollte man diskutieren. Es gibt garantiert Menschen, die es geschmacklos finden. Insbesondere dann, wenn statt Counter auf dem Brett kleine Plastikfiguren stehen. Figuren der Wehrmacht und der Alliierten.

Unser Einstieg bei den Wargames

Ob Memoir ’44 zu den Wargames gehört oder aber eher eine Art Risiko für zwei Spieler ist, sollte jeder für sich selber entscheiden. Genauso wie neben angedeutet, ob man so was thematisch auf den Spieltisch bringen will oder nicht. Für meine Frau und mich war Memoir ’44 jedenfalls ein Einstieg in die Erweiterung unseres Hobbys.
Wohl gemerkt, nicht das Krieg spielen ist unser Hobby, sondern das Spielen von Brettspielen. Dazu gehört auch eine wachsende Vorliebe für Spiele mit Themenbezug. Statt lieblos angeklatschter Hintergrundgeschichten mögen wir mehr oder weniger komplexe Simulationen. Vielleicht ein Überbleibsel aus der Computerspielphase.

Beginn der Befreiung Frankreichs

WikiImages / Pixabay

Ein etwas anderes Thema

Krieg als Thema von Brettspielen ist nichts neues. Aufgewachsen bin ich persönlich mit Risiko. Zumindest in meiner Ausgabe heisst es unter anderem noch sehr deutlich „Vernichten Sie die rote Armee“. Thematisch ist Risiko jedoch genau so abstrakt wie Schach und Go. Beides im Übrigen auch Spiele mit deutlichem Bezug zum Krieg.
In Memoir ’44 geht es um die Befreiung Frankreichs, um den D-Day und was drauf folgte. Nicht abstrakt, sondern ziemlich konkret. Das Spielmaterial spricht hier eine deutliche Sprache.

Das Spielsystem

Entwickelt wurde Memoir ’44 von Richard Borg, von dem auch die komplexeren Spiele der Reihe Commands & Colors stammen. Bei Memoir ’44 wurde einiges vereinfacht, das Grundprinzip mit den drei Spielfeldbereichen und den Kommandokarten ist jedoch identisch. Man findet es auch in späteren Spielen von Borg, wie BattleLore oder in der Adaption „Battles of Westeros“ von Robert A. Kouba. Alles Spiel, die thematisch deutlich unproblematischer sein dürften.
Bei Memoir ’44 jedoch lässt man sich auf den zweiten Weltkrieg ein.

Über die Befreiung Frankreichs hinaus

In der Grundbox enthalten sind 16 verschieden Szenarien, plus eines, welches sich nur mit zwei Grundboxen spielen lässt — dafür dann aber auch mit mehr als zwei Spielern. Während sich das Grundspiel auf die Befreiung Frankreichs konzentriert, gibt es noch eine ganze Reihe von Erweiterungen. Mittlerweile dürfte es jedoch scher geworden sein, diese zu bekommen. Das legendäre Air Pack kann man nur noch zu Phantasiepreisen erwerben.
Das Sammlerherz freut sich dann über die Abrundung des Spielsystems mittels zwei Kampagnenbücher und einem Strategiebuch. Die Liste der Erweiterung bei BBG ist recht lang.

Das eigene Arsenal

Bis auf das bereits erwähnte Air Pack, dem Strategiebuch und ein paar der Overlord-Karten befindet sich alles von Memoir ’44 in meiner Sammlung. Gespielt haben meine Frau und ich dabei bisher nicht mal alle Szenarien aus dem Basisspiel. Dafür aber „Sword of Stalingrad“, eine Overlord Karte, sowie zwei oder drei Szenarien der „Eastern Front“. Braucht man daher alle Erweiterungen? Wiederholt sich das nicht am einem gewissen Zeitpunkt einfach nur alles? Es waren Fragen, die sich mir auch Anfang des Jahres stellten.

Ein paar Erfahrungen weiter

Die Fragen führten dann zum Vorhaben, in diesem Jahr mindestens 10 Spiele Memoir ’44 zu spielen. Gestern gelangte mit Memoir ’44 nicht nur das fünfte Spiel mit 10 Parteien auf die 10er Liste, sondern ich erreichte einen explizit gesetztes Ziel für dieses Jahr. Allerdings wurde mir klar, dass 10 Parteien Memoir ’44 im Vergleich zur Menge der vorhanden Szenarien ein kleiner Bruchteil ist.
Mit den 10 Parteien haben wir nicht mal die Befreiung Frankreichs abgeschlossen. Allerdings sollte die Anzahl der Partei reichen, um einen besseren Eindruck zu bekommen.

Memoir ’44 als Einstiegsdroge

Memoir ’44 hat überschaubare Regeln, zumindest in der Grundversion. Die Spielaufbau geht zügig, die Parteien dauern etwa 30 bis 45 Minuten. Der Fairness halber (wir hatten es diesmal unterlassen) sollte man jedes Szenario zwei Mal spielen, mit vertauschten Rollen. Andernfalls könnte es insbesondere für den Spieler der Deutschen ein sehr frustrierendes Spielerlebnis werden.
Nicht nur das Glück spielt eine Rolle, sondern auch die historischen Gegebenheiten. Für meinen Geschmack bietet Memoir ’44 mittlerweile zu wenig Spieltiefe. In Bezug auf Wargames sind meine Frau und ich da eigentlich bereits deutlich weiter. Meiner Frau gefällt dabei Memoir ’44 nach vor. Sie findet, dass das Spiel seinen Platz in unserer Sammlung zu Recht verdient hat.

Niederlage auf Niederlage

Wenn ich mir die Statistik anschaue, kann ich das Votum meiner Frau verstehe. Schließlich habe ich überwiegend die Deutschen gespielt und auch fast jedes Mal verloren. Für mich ist das eine Herausforderung, der ich mich allerdings gerne stelle. Aus meiner Sicht sprechen die zugänglichen regeln und die Spieldauer eindeutig für Memoir ’44. Anders als „echte“ Wargamer halte ich das Spiel auch für ein Türöffner. Wer sich auf die Befreiung Frankreichs als Brettspiel einlässt, wir sich möglicherweise auch andere Spiele ansehen. Zumindest ging es uns so.

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