Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Nein, sind wir gar nicht. Was für andere gilt, sollte auch für uns gelten. Niemand stört sich daran, wenn Erwachsene den halben Sonntag auf dem Fußballplatz verbringen. Oder am Samstag an ihrem Auto herum schrauben (beziehungsweise Unsumme für Pflegpolituren und Spezialschwämme ausgeben).

Jemand mit einer Modelleisenbahn im Keller ruft auch nur ein leichtes Lächeln hervor, genau so wie die Briefmarkensammler Und Brieftaubenzüchter, die sich für eine mehrstündige Versammlung im Vereinsheim treffen. Bekloppt wäre man höchstens auf andere Art. So aber würde ich behaupte, ist jeder auf seine Weise normal.

Auch wenn Menschen, die mit Brettspielen so gar nichts anfangen können jetzt also merkwürdig dreinblicken, ja, es ist überhaupt nichts komisch dabei. Völlig normal, wenn sich acht Menschen für einen Samstag verabreden um an einen Tisch gemeinsam neun Stunden Zeit zu verbringen. Neun Stunden, in denen sie kleine Pappstücke auf einem so genannten Spielplan hin und her schieben, immer wieder unterbrochen von wilden Verhandlungen, bei denen sie „Handelsgüter“ tauschen.

Karthago darf nicht zerstört werden

Nach längerer Unterbrechung habe ich gestern wieder an einer Partie „Mega Civilization“ teilzunehmen. Mein fester Vorsatz dabei: nicht letzter zu werden. Das habe ich dann auch am Ende geschafft. Nur, Vorletzter zu werden bedeutet auf der anderen Seite, dass für künftige Partien noch viel Luft nach oben ist. Wie bei vielen Spielen rentiert sich bei Civilization die Erfahrung durch häufigeres spielen. Dem steht dann nur der enorme Zeitbedarf aus meiner Sicht etwas im Weg. Neun Stunde (und das war schon eine sehr zügige Partei) ist schon mal eine Ansage. Auch als leidenschaftlicher Brettspieler macht man das nicht oft hintereinander. Ich für meinen Teil benötige jetzt erstmal wieder eine länger Pause bei dem Spiel.

Dabei mag ich das Spiel, obwohl ich die Handelsphase als ziemlich anstrengend empfinde. Für mich ist es auch ein Spiel, was ich schon sehr lange kenne. Die deutsche Ausgabe von „Civilization“ erschienen bei Welt der Spiele befindet sich Anfang der 90er Jahr in meinem Besitz. Damals in unserer Weseler Spielgruppe haben wir es auf öfter gespielt. Zu der Zeit stellten wir uns eine eigene Version des Spiels mit verbesserten Spielmaterial auf einer größeren Karte vor. Das es rund 25 Jahre später eine Neuauflage geben würde, hätten wir vermutlich nicht für möglich gehalten.

Civilization ist, so meine Meinung, ein Expertenspiel. Es gehört auch zu der Sorte Spiele, bei der sich Fehler gnadenlos auswirken. Meiner Meinung nach merkt man auch der Neuauflage die Ursprünge noch an. Auch wenn niemand wirklich komplett aus dem Spiel geworfen wird (wie das zum Beispiel bei Risiko der Fall ist), wer hinten liegt, wird zu den vorderen Plätzen nicht aufschließen können. Nach den ersten Stunden ist daher, so finde ich, bereits klar, welche Personen am Tisch um den Sieg spielen und welche Gruppe unter sich den letzten Platz ausmacht.

Trotzdem, irgendwie mag ich das Spiel. Vielleicht auch, weil es eine Art Klassiker ist.

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