Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt ein Spiel in meiner Brettspielsammlung, welches eine etwas ungewöhnliche Geschichte hat. Es ging an mit einem Missverständnis. Wenn ich mich richtig erinnere, wollte ich es eigentlich gar nicht spielen, sondern unsere Gruppe landete damals lediglich am Spieltisch, weil dort gerade Platz war — erst später kamen wir dann dazu, Eclipse zu spielen.

Wie häufig (ging meiner Frau und mir auch bei „Die Zwerge“ so) entscheidet ein schlechter Erklärbär über das Wohl und Weh eines Spieles. Sprich, wenn er nicht in der Lage ist, die Regel vernünftig zu erklären, ruiniert das nicht nur die Motivation am Tisch sondern auch die Lust, das Spiel zu kaufen.

Erst viel später nach der Messe stieß ich auf positive Stimmen zu „Archipelago“. Geschenkt bekam ich es dann von meinen Kollegen zum Geburtstag. Wie Anfang letzten Jahres beschrieben, ist der geneigte Sammler stets bemüht, seine Sammlung auch vollständig zu bekommen. So schaffte es die Solo-Erweiterung von Archipelago schließlich auch in meinen Besitz.

WikiImages / Pixabay

Zu Archipelago selber gibt es tatsächlich sehr unterschiedliche Meinungen. Mir persönlich (und auch meiner Frau) gefällt es recht gut. Wir mögen den Semi-Kooperativen Ansatz, die Mischung aus Workerplacement und 3x-Spiel. Dazu kommt stimmiges Spielmaterial, welches für ein Pazifik-Flair sorgt. Und ja, ich mach auch die Wirtschaftselemente, die Regulierung des Marktes durch eine „Gleichgewicht auf dem Archipel“-Phase und die Auswirkungen von unbeschäftigten Einwohnern — je mehr es gibt, desto stärker die Gefahr eine Rebellion.

Was ich eher weniger mag, ist eine Spielanleitung, die einem den (Wieder-)einstieg schwer macht. Gerade bei Archipelago gibt es ein paar nicht unwichtige Details, die beim schnellen drüber lesen untergehen. Dazu kommt noch die Bewegung von Spielfiguren (genannt Migration) die alles andere als einfach erklärt wird.

Wenn ich etwas nicht jederzeit ohne nachzuschauen erklären kann, bereitet ich mich durch Probepartien und Regelstudium auf einen Spieleabend vor. Normalerweise ist das eine recht trockene Angelegenheit. Man spielt ja nicht wirklich, sondern geht unterschiedliche Situation durch. Bei Archipelago ist das dank der bereits erwähnten Solo-Erweiterung etwas anders. Auf diese Weise die Regel noch mal zu wiederholen und zu vertiefen ist eine spannende Angelegenheit — und eine herausfordernde zugleich. Die einzelnen Szenarien haben es in sich. Je nach dem, wie viel Zeit man zur Verfügung hat, entscheidet man sich für eines von 27 Szenarien. Darüber wird dann nicht nur die Ausgangssituation festgelegt, sondern auch die Bedingung, wann das Spiel endet (zusätzlich zur Revolte, bei der man als Spieler immer verliert). Bronze, Silber oder Gold als erreicht man über das Kriterium zur Wertung beim Spielende, wenn es zu keiner Revolte kam.

Bei meiner letzten Partie war das Kriterium fürs Spielende: kein Geld mehr in der Bank
Die Menge der bis dahin erworbenen Entwicklungskarten entschied dann über die Platzierung. Da man in der Solo-Erweiterung jede Runde immer eine kaufen muss (wenn man es nicht kann, hat man das Spiel auch verloren), ist das ein Rundenzähler. Je länger man benötigt, desto schlechter ist man. Nur gut, dass es immerhin Bronze gibt — das „Teilgenommen“ der Bundesjugendspiele.

Für die erste Partei mit mehr als nur zwei Spielern fühle ich mich in jedem Fall gut vorbereitet und kann die Regeln hoffentlich auch ordentlich erklären.

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