Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mitte der 90er Jahre (man merkt, das man älter geworden ist, wenn die Anzahl der Verweise auf frühere Ereignisse exponential zugenommen hat) hatte ich den ersten Kontakt mit Photoshop. Im Studium gab es einen Randbereich „Medienpädagogik“, der mich begeisterte (und eine Kette von Ereignissen auslöste, aber das nur am Rande). Fotos bearbeiten war bis zu diesem Zeitpunkt ein Thema gewesen, mit dem ich recht wenig Berührung hatte.

In den Räumlichkeiten der Zitadelle in Wesel gab es einen offenen Treff für Jugendliche und unter vielen Angeboten auch eins für diejenigen, die Spaß an der Fotografie hatten. Fotos entwickeln, auf richtigem Fotopapier, Ausschnitte vergrößern und Negative übereinander belichten. Den Geruch der Entwicklungsflüssigkeit habe ich auch noch Jahre später in der Nase. Jedenfalls, das waren meine einzigen, bescheidenen Möglichkeiten der „Bildbearbeitung“. Mit Photoshop änderte sich alles, zumindest in der Theorie.

Zurück auf die Straße

Zurück auf die Straße

In der Praxis erfordert der Umgang mit den Werkzeugen der digitalen Bildbearbeitung einiges an Wissen, die Beherrschung des Programms, Vorstellungskraft von dem, was ein gutes Bild ausmacht und schließlich auch (eigene) Fotos in guter Auflösung. Insbesondere das war damals für mich ein richtiges Problem — in einer Zeit ohne erschwingliche Digitalkameras.

Und dann war da noch der Preis der Software selber. In der Uni konnte ich Photoshop an den Computern kostenlos nutzen. Eine Anschaffung für mich selber kam nicht in Frage. Als es bei mir dann konkret in Richtung Webseitenentwicklung (und Gestaltung) ging, entschied ich mich für Flash (war damals richtig hip!) und Fireworks.

Viel, viel später habe ich mit der Gestaltung von Webseiten, zumindest was den Bereich „Frontend“ angeht, nichts mehr zu tun. Fotos mache ich schon seit Jahren digital, ein erheblicher Teil davon wurde mit Smartphones (und nicht nur dem iPhone) geschossen. Bildbearbeitung beschränkte sich ausschließlich auf Apps auf dem iPhone, mit denen man vorzugsweise Retro-Effekt hinzufügen konnte. Manchmal nahm ich kleinere Retuschen am iPad vor, um zum Beispiel Fliegen vor der Linse zu entfernen.

Das digitale Bildmaterial nahm zu, die Ansprüche blieben auf gleichem Niveau. Bis zu jenem „verhängnisvollen“ Wochenenden im letzten August, als Marc Heckert seine Session „Fototipps für Blogger“ auf dem barcamp Köln hielt. Das fixte mich so an, dass ich mir wieder eine richtige Kamera kaufte. Möglichkeiten sorgen für Ambitionen. Nach den ersten Schritten mit der Sony Alpha 6000 stand für mich fest, dass ich mehr wollte. Das Foto entsteht im Kopf und manchmal muss man seiner Idee etwas auf die Sprünge helfen. Im Dezember schnupperte ich dann wieder in Richtung digitale Bildbearbeitung. Relativ schnell war klar, dass an frühere Erfahrungen anschließen würde. Erleichtert wurde mein Entschluss dadurch, dass Adobe für Fotografen ein Angebot hat, welches aus meiner Sicht unschlagbar ist. Für 11,99 Euro monatlich bekommt man 20 GB Cloudspeicher sowie Lightroom und Photoshop als Mietversion — inklusive aller Updates. Da ich die früheren Preise insbesondere von Photoshop kenne, ist das wirklich ein Schnäppchen. Mit der Cloud kann ich dann auch (in kleinerem Umfang) Bilder auf dem iPad bearbeiten.

Heute war dann der Tag der Umstellung, das Ende meiner 30-tägigen kostenlosen Testphase. Nach Abschluss des Abos wurde ich herzlich begrüßt:

Willkommen bei der Adobe Creative Cloud. Fangen Sie gleich an – mit den besten Tipps und Tutorials für einen schnellen Einstieg.

Sicher, man kann auch Gegenargumente finden. Im Jahr kostet mich die Creative Cloud rund 144 Euro. Dafür hätte ich mir Lightroom auch kaufen können. Nicht aber Photoshop. Wenn man damit mal anfängt, stellt man schnell fest, was anderen, deutlich günstigeren Programmen alles fehlt. Zudem mag ich es, mir über künftige Updates keine Gedanken mehr machen zu müssen.

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