Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Braun machte sich auf den Weg. Irgendwo Kaffee auftreiben, am besten zum sofortigen Verzehr. Selbst wenn das Wetter weihnachtlicher gewesen wäre, in die richtige Stimmung dafür würde Braun nicht kommen. Das Plakat für eine Kreuzfahrt im Schaufenster des Reisebüros lenkte ihn kurz ab. „Keine schlechte Idee, Phillip“, sagte sich Braun. Eine gedachte Flucht. Bestimmt aber eine Fristverlängerung über den Jahreswechsel hinaus, bevor er sich dem Schicksal stellen müsste.

Braun betrat das Reisebüro nicht, vertat seine Chance. Hinter sich hörte er ein Motorrad heranbrummen. Braun widerstand der Versuchung sich umzudrehen, andernfalls wäre ihm die als Weihnachtsmann verkleidet Person auf der Maschine aufgefallen. So betrachtet im vorbeigehen nur die lieblose Dekoration an den Laternenmasten und in den Schaufenstern der Geschäfte. Die wenigen, die noch nicht dauerhaft geschlossen hatten, würden langsam ausbluten wie alles im Viertel. Wer konnte, zog weg. Wer blieb, gehörte zu den verlieren oder denjenigen, die in wenigen Monaten zum letzten Mal ihre Schicht unter Tage antraten. Das Herz von Braun hing an keiner Zeche.

An der Straßenbahnhaltestelle mehr graue als glückliche Gesichter, quengelnde Kinder an den Händen ihrer Eltern. Andere starten mit verlorenen Blicken zu Boden und ließen sich willenlos in die bahn zerren. Braun stieg ebenfalls ein, wieder ohne den Motorradfahrer zu bemerken.

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