Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Manchmal geht eine Meldung in den sozialen Netzwerken an einem vorbei. Oder aber man hält es für einen schlechten Scherz, beschäftigt sich erst gar nicht mit den ganz und gar ernsthaften Hintergründen. So ging es mir auch gestern.

Ein Bild (aus guten Gründen hier im Blog ein neutrales Bild mit der Schwebebahn) mit fünf Männer. Vier haben dem Betrachter den Rücken zugewandt, der mittlere schaut in die Kamera, lächelt, zeigt mit seinem Finger auf den Mann rechts neben ihn. Der Mann in der Mitte trägt Vollbart. Alle haben orange Warnwesten an, im Hintergrund sieht man Gebetsteppich. Auf der Rückseite der Westen stehen Sprüche, die zusammenhanglos wirken. Wie gesagt, es ging an mir vorbei. Heute morgen gab es in der digitalen Ausgabe des Kölner Stadt-Anzeiger (und nur dort) das Originalbild. Die Aufschrift auf den Warnwesten lautete „Shariah Police“. Dabei stammte die Aufnahme nicht aus einem von der Terror-Gruppierung „Islamischer Staat“ besetzten Gebieten, sondern aus Wuppertal. Richtig, das liegt nicht im nahen Osten, sondern in Deutschland, Nordrhein-Westfalen.

Salafisten patrouillieren ganz offen durch Wuppertal, sprechen junge Männer an um diese für sich und letztendlich für den bewaffneten Kampf zu rekrutieren. Zur Erinnerung: Scharia, eine extrem Form des islamischen Rechts behandelt nicht nur das Verbot von Alkohol, Glücksspiel und Musik — sie steht auch für Hand abhacken, steinigen und die totale Unterdrückung der Frauen. Wenn man also von „Shariah Police“ In Deutschland zum Frühstück erfährt, kann einem schon mal anders werden. Für mich hat es zudem noch eine weitere Bedeutung.

Was die Salafisten-Szene in Deutschland angeht, bin ich alles andere als ein Experte. Wohl aber ein Beobachter und Sammler aller Zeitungsartikel. Das hat Gründe. Holen wir etwas aus, um es zu erklären und vor allem Missverständnisse auszuräumen. Mein NaNoWriMo-Roman 2011, bisher als Krimi angelegt, hat als ein Element der Handlung eine Gruppe von religiösen Fanatiker. Seit dem das bisher noch nicht überarbeitet Manuskript in der Schublade liegt, sammle ich Artikel und Information für eine mögliche Überarbeitung. Dabei hat mich die Realität längst überholt. Verglichen mit dem, was sich mittlerweile hierzulande abspielt, sind meine Terroristen ein harmloses Teekränzchen.

Vermutlich erfahren wir aus der Presse auch nur einen Bruchteil von dem, was sich wirklich abspielt. Die meisten aus der Salafisten-Szene agieren eben nicht in der Öffentlichkeit. Zudem wird mit Sicherheit nicht alles von Polizei, LKA und BKA weiter gegeben. Sei es aus ermittlungstaktischen Gründen oder aber, um die Bevölkerung ruhig schlafen zu lassen. Noch können wir uns glücklich schätzen, dass es zu keinem Anschlag gekommen ist. An dieser Stelle unterscheidet sich meine Romanvorlage noch von der Realität und ich wäre sehr froh, wenn dies auch so bleibt.

Was den Roman selber angeht, sollte ich ernsthaft überlegen, etwas aus dem Stoff zu machen. Wobei, wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, es ein Thriller werden würde und kein Krimi.

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