Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Im Kölner Stadt-Anzeiger heute stand es dich und fett auf der Titelseite: „NRW braucht mehr Kita-Personal“. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen etwa 17 500 Stellen allein in Nordrhein-Westfalen.

By: ellaCC BY 2.0

Die wohl wichtigste Aussage zum Thema gab es von Johann Michael Gleich, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen der Katholische Hochschule NRW in Köln im Interview mit Kerstin Meier:

Auf lange Sicht muss die frühkindliche Bildung den gleichen gesellschaftlichen Stellenwert haben wie alle anderen pädagogischen Berufe. Und das muss sich sowohl in der Qualität der Ausbildung als auch in der Bezahlung niederschlagen.

Quelle: KSTA 26./27.07.2014, S. 03

Rund 2195 Euro Durchschnittsgehalt verdienen Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland. Die beruflichen Aufstiegschancen sind vergleichsweise gering. Hinzu kommt eine vierjährige Ausbildungszeit, bei der man in den ersten drei Jahren keine Ausbildungsvergütung erhält (Quelle: ausbildung.de). Nach vier Jahren als Berufseinsteiger kann man dann 1200 bis 2000 Euro (Brutto) verdienen.

Das Einstiegsgehalt für Grundschullehrer(innen) liegt in Nordrhein-Westfalen bei rund 3.085 Euro bei Studienräten sind es bereits 3.633 Euro. Hinzu kommen Zuschläge in Abhängigkeit des Familienstatus und die Gehaltsanpassungen durch Dienstjahre. Nach zehn Jahren kommt in NRW ein verheirateter verbeamteter Gymnasiallehrer auf 4469 Euro Brutto. Zusätzlich ist der Status als Beamter etwas, was erheblich Vorteile (z. B. Finanzierung von Wohneigentum) mit sich bringt.

Selbstverständlich benötigen wir keine neue Neid-Debatte. Dringend dagegen aber ein Umdenken. Die Bezahlung im gesamten Bildungswesen scheint sich nach Körpergröße der Kinder beziehungsweise Schüler zu richten. Kleine Kinder, kleines Gehalt. Mit Qualifikation für den Beruf hat das, so meine persönliche Erfahrung, wenig zu tun. Um sich für den Beruf der Erzieherin oder des Erziehers zu entscheiden, muss man Kinder in dem betreffenden Alter schon sehr lieb haben, um mit dem zu erzielenden Gehalt für seine Tätigkeit zufrieden zu sein.

Wie gering in Teilen der Gesellschaft das Ansehen des Berufstandes ist, lässt sich immer dann erkennen, wenn Diskussionen aufkommen, durch kurzfristige Umschulungen Arbeitssuchende aus fachfremden Bereichen „fit“ zu machen. Erzieherinnen und Erzieher leisten weit aus mehr, als lediglich auf die Kinder aufzupassen. In Ländern wie Schweden ist Erzieher/in ein Studiengang. Zurecht, wie ich finde.

In Deutschland scheint man der Meinung zu sein, dass das Gehaltsgefälle seine Berechtigung hat. Entwicklungspsychologisch ließe sich so was auf keinen Fall begründen, sind doch gerade die ersten Lebensjahre besonders wichtig für ein Kind.

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