Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bei der ABS-Lese-Ecke bin ich über ein Blocksöckchen zum Thema „Wie tickst du beim Bloggen?“ gestolpert. Hörte sich nach einem Meta-Thema an, daher schon mal interessant. Die Fragen des Stöckchens zielen auf den Blogger sowohl als Leser anderer Blog als auch auf ihn selber als Autor eigener Blog-Texte.

Du besuchst einen neuen Blog. Was liest du als erstes?

Auf neue Blogs stoße ich in der Regel dadurch, dass irgendwo anders ein interessanter Artikel erwähnt und verlinkt wurde. Zum zum Beispiel bei der ABS-Lese-Ecke der Blog von Tagesgedanken, da dort das Blogstöckchen erfunden wurde. Daher ist das Erste was ich lese, der entsprechende Artikel. Danach kommt die Startseite dran. Sollte ich zum neuen Blog über eine Blogrolle oder andere Quellen (die gute alte Visitenkarte aus Papier) finden, dann beginne ich direkt mit der Startseite, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Daran hängt die Entscheidung, ob ich mir den Link irgendwo „merke“ oder aber die Blog, sofern ein RSS-Feed vorhanden ist, in meinen Feed-Reader aufnehme. Kleiner Tipp am Rande für andere Blogger: wenn ein Blog kein RSS-Feed anbietet, ist das für mich unabhängig davon, ob ich die Artikel interessant finde, ein Ausschlusskriterium für weitere Besuche. Zeit ist eine kostbare Resource und man sollte den potentiellen Lesern den Zugang zu leicht wie möglich machen.

Interessiert dich die “über Seite” falls vorhanden, weil du etwas über die Person erfahren möchtest die da schreibt?

Auf jeden Fall. Ich will wissen, er da schreibt. Das hilft mir auch bei bestimmten Themen, die Glaubwürdigkeit einzuschätzen. Blogs ohne eine „über mich“-Seite und ohne Impressum müssen schon etwas ganz besonders bieten, damit ich sie weiterhin beachte.

Schaust du dir auch die vorherigen Einträge an oder nur den aktuellsten?

Wenn ich einen Blog interessant finde, stöbere ich auch darin herum. Manchmal springe ich sogar willkürlich auf einen älteren Artikel. Schon häufiger bin ich auf diese Weise auf wirklich tolle und lesenswerte Artikel gestoßen. Bei Prosa-lastigen Blogs wie Wunder.Schön Aber Selten von Lena Reinhard sind viele Texte zudem einfach zeitlos.

Liest du manchmal im Archiv?

Sehr gerne sogar, siehe vorherige Antwort.

Hältst du ein Gästebuch für überflüssig?

Gästebuch. Ein Schaudern läuft über meinen Rücken und ich bin gewillt, in die Tischkante zu beißen. Gästebücher sind so was von 90er. So was macht man einfach nicht mehr. Weder im Blog noch auf Firmenseiten – und dennoch gibt es immer wieder Anfragen von Kunden, die unbedingt ein Gästebuch haben wollen. Blogs haben eine tolle Möglichkeit, Artikel zu kommentieren. Mir reicht das, sowohl als Betreiber als auch Besucher. Btw.: Blogs, wie ich erst nach vorherige Anmeldung kommentieren lasse sorgen nur dafür, dass ich genau das nicht mache.

Müssen dich die Farben und die Gestaltung eines Blogs ansprechen damit du ihn wieder besuchst?

Sagen wir mal so, zumindest sollte ich nicht visuell gefoltert werden. Da ich auch beruflich mit dem Thema zu tun habe, schau ich automatisch genauer hin, gerne auch unter die Haube. Klar strukturiert, lesefreundlich und möglichst auch „responsive“ gestaltet sollten Blogs sein. Aber selbst „hässlich“ Seiten besuche ich wieder, wenn etwas interessantes geboten wird (und es, siehe oben, einen RSS-Feed gibt).

Bist du eher ein Blog- Abonnent und wartest gespannt auf den nächsten Eintrag oder besuchst du einen bestimmten Blog nur bei deiner ausführlichen Blogrunde?

Ganz eindeutig Abonnent. Bei meinem täglichen Pensum würde ich ansonsten zu viel Zeit verlieren, wenn ich Seiten manuell selber zurufen würde, um nach Neuigkeiten zu suchen. Gut 90 Prozent aller Informationen kommen über meinen Feedreader, der Rest über Twitter und Facebook. Daher bin ich auch ein Freund von Volltext-Feeds (was aber, zugegeben, die vorherige Antwort etwas relativiert, da ich dadurch die Seiten selber nicht mehr aufrufe und vom Design wenig mitbekomme – die Gestaltung selber ist daher mehr eine Visitenkarte des Blog-Betreibers).

Wie lange bloggst du schon?

Seit dem 10. Juli 2003 – also seit fast 11 Jahren.

Was findest du interessanter, ein Blog oder ein Forum?

Eine merkwürdige Frage, denn das lässt sich nicht miteinander vergleichen. Ein Forum dient zum Austausch vieler Personen untereinander, richten sich in der Regel an einen bestimmten Personenkreis (Freunde des Sauerteigs, WordPress-Benutzer etc.). Im Forum geht es darum, sich gegenseitig zu helfen (meine Definition), untereinander zu diskutieren. Ein Blog ist etwas ganz anderes, hier schreiben eine oder mehre Personen in einem bestimmten Rhythmus Texte, posten Bilder, Videos, und so weiter. „Was findest du interessanter, eine Tageszeitung oder ein Milchbrötchen?“ – so ungefähr kommt mir das vor. Beim Frühstück mag ich beides, am besten mit einer großen Schale Milchkaffee. Ob ich ein Forum oder Blog interessant finde, hängt von den Artikeln und Themen ab.

Hast du schon mal schlechte Erfahrungen mit dem Bloggen gemacht?

In der langen Zeit, in der es meinen Blog geht, lässt sich so was nicht vermeiden. Es gibt Menschen, die Anstoß nehmen an bestimmtem Texten oder Äußerungen. Man muss lernen, damit entsprechend umzugehen und auch wissen, wo man sich selber in ein (rechtliches) Minenfeld begibt. Eine Abmahnung hängt im Prinzip wie ein Damoklesschwert über jeden Blogger.

Findest du es unhöflich wenn du schon einige male einen Blog besucht hast, aber keinen Gegenbesuch bekommst?

„Geben ist seliger denn nehmen.“ – natürlich freue ich mich immer über Kommentare bei mir im Blog, so wie ich auch selber bestimmte Texte woanders gerne kommentiere. Aber ich besuche andere Blogs nicht und kommentiere dort, um selber Besucher und Kommentare zu bekommen. Das wäre, ehrlich gesagt, auch eine ziemlich alberne und kindische Erwartungshaltung. Die über zehn Jahre, seit dem ich schon dabei bin, haben mich einiges gelehrt. Unter anderem auch Gelassenheit. Ich blogge in erster Linie, weil ich es gerne mache, nicht „um zu“…

Liest du die Kommentare die andere vor dir geschrieben haben?

Grundsätzlich ja. Zum einen, um nicht Gedanken zu wiederholen, die anderen schon geäußert haben. Zum andern aber auch, um den eigenen Horizont zu erweitern und andere Standpunkte kennen zu lernen. Bestes Beispiel sind die Kommentare bei der Zeit. Bei bestimmten Themen sind diese teilweise sogar spannender als der Artikel selber.

10 Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    schön, dass du bei der Blogparade mitgemacht hast.
    Schlechte Erfahrungen mit Bloggern macht wohl jeder früher oder später mal. Ich neige da auch eher zur Gelassenheit: einen zu krassen Kommentar einfach löschen, Kontakt abbrechen, das war es dann. Deshalb muss man keinen Kleinkrieg anfangen.
    Viele Grüße
    Ann-Bettina

  2. Hallo Thomas,

    schön, dass Du Dich des Themas auch angenommen hast. 11 Jahre ist ja schon eine lange Zeit. WOW. Ich lese auch fast immer alle Kommentare, eben auch aus den von dir benannten Gründen.Vielen herzlichen Dank fürs erwähnen und einen herzlichen Gruß Hans.

  3. Hallo Thomas,
    auch ein schöner Beitrag zum Blogstöckchen von Hans. Wenn ich ein technisches Problem habe, gehe ich gern in ein Forum. Dort kann ich nach Stichworten suchen, ob es schon eine Antwort auf meine Frage gibt. Ein Blog ist für mich eine Plattform, um über bestimmte Themen zu schreiben, sich auszutauschen und auch mal zu diskutieren. Ich habe diverse abonniert.
    Viele Grüße
    Claudia

    1. Genau so ist das auch bei mir. Wobei ich allerdings auch in fachspezifischen Blogs schon mal suche. Bei Foren ist mitunter auch die spezifische Foren-Kultur und der dortige Umgangston zu berücksichtigen, wenn man selber dort etwas schreibt.

  4. Hallo Thomas,

    na, da hat das Stöckchen vom Hans, also sein Blogstöckchen und nicht das andere, doch war tolles gebracht. Ich habe Deinen Blog hier gefunden, der bisher völlig an mir vorbei gegangen ist. Nette Berichte und einen schönen Schreibstil, mit der richtigen Portion – wie nennst Du das? – ätzenden Zynismus.

    Ich habe Dir jetzt einen kuscheligen Platz in meinem RSS-Reader eingerichtet. Man liest sich!

    LG (auch) Thomas

    1. Danke! Ja, ich denke ätzender Zynismus kommt ganz gut hin. Mein Motto ist immer „ein Pessimist kann nicht enttäuscht, nur positiv überrascht werden“ ;-)

    1. Danke. Mit leerem Kopf kann ich mich immer noch an einer vorgegebenen Struktur (= Fragebogen) entlang hangeln. Energie um ein eigenes Thema auszuarbeiten, fehlt mir dann allerdings.

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