Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Vor Ostern forderte der Zentralrat der Muslime, zwei islamische Feiertage gesetzlich anzuerkennen und im Kalender festzuschreiben. So etwas löst bei der CSU gewohnheitsmäßig einen pawlowschen Reflex aus.

Man wittert dort gleich den Untergang des christlichen Abendlandes. Dabei geht es nur darum, die kulturelle Vielfalt anzuerkennen. Abgesehen davon sollte CSU doch eigentlich froh darüber sein, wenn in einer immer weiter säkularisierten Gesellschaftlich sich einzelnen Gruppen ihrer Religion verbunden fühlen. Aber es ist eben keine christliche Religion, und Deutschland sei eben christlich geprägt. Den darin mitschwingenden Antisemitismus sieht gleichwohl nicht.
Daher muss man den Äußerungen von Georg Schmid, Fraktionschef der CSU im bayerischen Landtag entschieden widersprechen:

Deutschland ist ein Land mit einer christlich-abendländischen Tradition und Kultur.

Vorwürfe, in solcher Aussage stecke eine gehörige Portion Blut-und Boden-Rethorik lassen war mal unberücksichtigt. Es sei lediglich daran erinnert, dass auch die Menschen jüdischen Glaubens einen deutlichen Anteil an unser Tradition und Kultur haben (weswegen man eigentlich auch darüber nachdenken sollte, ihre Feiertage in gleicher Weise in den Kalender aufzunehmen wie die muslimischen).

Die Ablehnung der Forderung beschämt vor allem deshalb, weil nicht mal bundesweit arbeitsfreie Feiertage gefordert werden. Anders gesagt: Im Kalender würde dann einfach nur die Tage stehen, so dass die Arbeitnehmer nach Möglichkeit dies einplanen können für ihre muslimischen Mitarbeiter. Möglichkeiten, mit Christen unter den Kollegen zu tauschen, gibt es mit Sicherheit. Der eine arbeitet dann halt am Ostermontag, während sein deutscher Kollege für ihn zum Şeker Bayramı einspringt.

In Hamburg wurde so zum Beispiel 2012 die Gleichstellung christlicher und islamischer Feiertage beschlossen (Quelle: welt.de). Das sollte auch in anderen Bundesländern möglich sein. Im Übrigen sei daran erinnert, dass es auch durchaus Feiertage gib, die nicht den Status eines gesetzlichen Feiertages haben. Protestanten erinnern sich in dem Zusammenhang gerne an den Buß- und Bettag, der 1995 sein Status als arbeitsfreien Tag verlor. Möglich, dass die beschworene christlich-abendländischeTradition der CSU eher eine katholisch-abendländische Tradition meint.

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