Von allen guten und bösen Geistern verlassen

„The future has imploded into the present. With no nuclear war, the new battlefields are people’s minds and souls. Megacorporations are the new government.“ Cyberpunk, Billy Idol

Das Album „Cyberpunk“ von Billy Idol erschien 1993 und knüpfte an das an, was Mitte der 80er Jahre zumindest bei mir einschlug wie eine Bombe. „Neuromancer“ von William Gibson. Als damals schon bekennender Leser von Science Fiction Roman ändert es für mich die Wahrnehmung des Genres. Keine Space Opera, keine Besiedlung fremder Planeten. Statt in den Weltraum ging es in den Verstand. Wichtigste Ware wurden Informationen. Cyberpunk als Richtung in der Science Fiction Literatur war und ist anders.

Neben Gibson verschlang ich Werke anderer Autoren wie Bruce Sterling. Viel Jahre später knüpfte Tad Williams auf seine Weise mit „Otherland“ an das an, was „Cyberpunk“ ausmachte. Virtuelle Welten, permanent online sein können und die Verfügbarkeit von Information.

Die Digital Natives unter uns werden vermutlich nicht verstehen, welcher Reiz damals von den virtuelle Welten ausging, die es ja nur in den Romanen gab. Im Jahr 2013 ist das weltumspannende Internet bereits ein alter Hut. Die Entwicklung ist aber längst noch nicht abgeschlossen. Beständig verändert sich die Art und Weise, wie wir auf das Internet zugreifen.

Von so etwas wie einem iPad träumten wir in der 80er Jahren nicht mal. Heute ist es Wirklichkeit. Mit meine Finger und Wischgesten navigiere ich auf dem Gerät durch den Informationsstrom des Internets. Dropbox, spotify, Google Docs – Daten in der Cloud. Ein Stück weit wirkt das wie aus dem Roman „Neuromancer“ entsprungen.

„Google Glasses“, ein Projekt von Google, geht noch weiter als die Tablet Computer. Der Mensch verschmilz ein Stück weit mit der Technik. Das ist Cyberpunk. Mich elektrisiert das. Fleißig nutze ich Streaming Musik, lagere meine Daten, also meine virtuellen Besitz in die Cloud und vergesse doch, was ich damals las.

Megacorporations are the new government.

Der Krieg um die Daten, um Informationen, ist längst im Gange. Weltweit agieren Unternehmen wie Google und facebook sichern sich große Teile an einer der wichtigsten Ressourcen. Der für manche überzogen wirkende Börsenwert gerade von Web 2.0 Unternehmen basiert mitunter auf der Überzeugen, was in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung zunehmen wird.

Andere Konzerne schaffen es, bei Kunden ein Begeisterung zu wecken, wie man es bei anderen Dingen nicht mehr erlebt. Wer die Schlange vor dem Apple Stores bei der Einführung eines neuen Produktes sieht und das Vergleicht mit dem fehlenden Andrang vor Wahllokalen bei einer Landtags- oder Bundestagswahl, bekommt es mit der Angst zu tun.

Der Veränderungsprozess ist genau das. Ein Prozess. Keine schlagartige Umwälzung, sondern eine schleichende Veränderung. Mein eigenes iPad schätze ich, weiss aber, dass es ein Werkzeug der Entmündigung sein kann. Auf dem Gerät ist kein Programm, das nicht im Apple-Store gekauft wurde. Was die Apps genau machen, sehe ich nicht. Es gibt keine sichtbaren Dateien, keine Shell. Nur Apps und die damit definierte Sicht auf Daten, Informationen, das Internet, ja sogar die Welt.

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