Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In einer Zeit lange vor Evernote gab es andere Mittel und Wege, sich Dinge zu merken. Aus der Grundschulzeit ist vielen noch das Aufgabenheft bekannt, in dem die zu bewältigenden Hausaufgaben notiert wurden. Hinsichtlich weiterführender Schulformen gibt es bei mir allerdings eine Erinnerungslücke. Trotz intensiven Nachdenkens darüber fällt mir nicht ein, wie ich mir damals in der Schule gemerkt habe, für welches Fach Hausaufgaben anstanden und worin diese bestanden.

Aus heutiger Sicht erscheint es mir kaum vorstellbar, dass ich mir das alles ganz ohne Hilfsmittel gemerkt habe. Eine bekannte Schülerausrede klingt für mich zumindest sehr plausibel.

Ich habe meine Hausaufgaben vergessen.

Wobei ich mich noch gut darin erinnern kann, mit welchen Ausreden man erfolgreich war und welche nur scheitern konnten – was ein gutes Stück weit auch vom Lehrer abhing. In der Regel empfahl es sich, möglichst nah bei der Wahrheit zu bleiben und davon auch bei Nachfragen nicht abzurücken. Ein Mitschüler in der achten Klasse hätte sich das zu Herzen nehmen sollen. Seine Ausrede, er habe das Matheheft mit den Aufgaben zu Hause liegen gelassen, führte zu einer genialen Antwort des Lehrers. Der hatte sich, beim Fach nicht ganz abwegig, ausgerechnet, wie lange der Schüler bis nach Hause und zurück brauchen würde. Es hat auch Nachteile, wenn man nah an einer Schule wohnt. Nach dem meinem Mitschüler aufgetragen wurde, doch eben das Heft zu holen, brach sein Lügengebäude zusammen.

Natürlich würde heutzutage kein Lehrer mehr auf so eine Idee kommen. Allein schon aus versicherungstechnischen Gründen. Im Fach Informatik dagegen gibt es, wie ich von meiner Frau weiss, eine menge neuer, garantiert kreativer Ausreden, warum man nicht die Hausaufgaben präsentieren kann. Im Zeitalter von Cloudspeicher und automatischer Datensicherung wird es aber auch da etwas enger.

Kommen wir aber noch mal zurück auf das Aufgabenheft. Theoretisch ließe sich auch heute noch damit arbeiten. Alle anstehenden Dinge, die zu erledigen sind, werden darin eingetragen. Allerdings hat ein Aufgabenheft keine automatische Erinnerungsfunktion – wobei ich die derzeit bei Evernote auch nicht habe. Vornehmlich wirkt ein Aufgabenheft etwas antiquiert. Wobei das unter Hipstern wieder in sein dürfte. Es eher der unpraktischer Aspekt der fehlenden Datensicherung dabei. Wenn man sein Aufgabenheft verliert, ist alles auf einen Schlag weg. Wobei es auch reicht, es irgendwo in der Wohnung oder im Büro zu verlegen. Bei Evernote muss ich mir nur meine Zugangsdaten merken und komme, Internetzugang vorausgesetzt, überall an meine Daten ran.

Was Evernote angehet, kommt schnell die Frage nach der Sicherheit der eigenen Daten auf, wenn man mit anderen über den Dienst diskutiert. Es ist durchaus wichtig zu wissen, wem man seine Daten anvertraut. Aber ein Aufgabenheft kann jeder lesen, wenn ich es liegen lasse.

Eine Antwort

  1. Ich hatte früher auch so ein Aufgabenheft. Und im Gegensatz zu meinem Sohn benutze ich nicht mein Telefon um mir Aufgaben zu merken, sonder ich hänge mir mit Magneten Notizen an meine Küchenschrankfront (die habe ich extra mit magnetischer Front bestellt)
    lg Jutta

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