Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die lit.COLOGNE ist wie ein großes Büffet – lauter leckere Sachen. Entweder isst man zu viel oder man kann sich nicht entscheiden. DER CHEF und ich haben daher dieses Jahr einen einfachen Trick angewendet.

Wir haben uns erst relativ spät um Karten gekümmert, so dass nur noch zwei aus unserer Sicht interessante Veranstaltungen in Frage gekommen sind. Eine davon liegt jetzt hinter uns, die andere findet morgen statt. Ich schreibe gerade etwas um den heissen Brei herum. Eigentlich müsste die Kritik wie eine Planierraupe daherkommen. Das fällt mir, wenn ich ehrlich bin, jedoch etwas schwer. Aber der Reihe nach.

Veranstaltungsort für die Lesung von Jockel Tschiersch aus seinem Buch „Rita und die Zärtlichkeit der Planierraupe“ war die Kantine der der Central Krankenversicherung. Bereits beim Einlass gab die erste Überraschung. Jeder erhielt eine Wertmünze für ein kostenloses Erfrischungsgetränk. Das ist nur eine Kleinigkeit, aber durchaus nachahmenswert. Und schon wieder bin ich bei einem anderen Thema. Gut, ich werde mir Mühe geben, mich zu konzentrieren. Versuchen wir es mal mit einer groben (sehr groben) Skizze der Handlung des Buches.

Ewald Fricker, der Dorfdepp eines kleines Nestes irgendwo im Allgäu verliert auf dem Sommerfest seinen Job – wie alle anderen Beschäftigten der Kiesgrube auch, denn der Besitzer legt eine Insolvenz hin, um sich künftig ganz seiner Flamme Rita widmen zu können. Fricker macht sich noch in der Nacht auf an die Ostsee, um dort an einer Meisterschaft für Präzisionsplanieren teilzunehmen. Mangels Alternative will er die Strecke mit der Planierraupe zurück legen. Sein Problem dabei: er kann weder lesen noch schreiben, orientiert sich daher am Sonnenaufgang.

Seinem nunmehr ehemaligen Chef gefällt der Verlust der Planierraupe ganz und gar nicht, deshalb schickt er seinen „Schmetterling“ Rita hinter Fricker her. Sie soll die Planierraupe wieder zurück bringen. Ein weitere Version Roadmovie-Motives.

Tschiersch hat den Figuren beim Vorlesen allein dadurch, dass er die Dialekte nachahmen kann, eine enorme Lebendigkeit verliehen. Das Publikum (den CHEF und mich eingeschlossen) dankte es ihm durch herzhafte Lacher und stürmische Applaus. Mein Problem mit dem Buch ist jedoch, dass es genau davon lebt. Wenn man es nicht von Tschiersch vorgetragen bekommt, ist es maximal nur das halbe Vergnügen.

Damit kommen wir dann zu einem etwas ungewöhnlichen Fazit. Obwohl ich bekennender Nicht-Nutzer von Hörbüchern bin, empfehle ich in diesem Fall nicht das Buch, sondern die Audio-Fassung, gelesen von Jockel Tschiersch selber. Damit hat man dann 110% Tschiersch. Hinzu kommt, dass man damit auch noch sparen kann. Während das Buch bei dem bekannten Internetbuchhändler 14,99 Euro kostet, lässt sich die Audio-Fassung bei iTunes für 12,99 erwerben.

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