Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Scrivener für Umsteiger, Teil 7

Vor zwei Woche habe ich damit begonnen, die Möglichkeiten bei der Kompilierung vorzustellen. Der Vorgang selber ist nicht kompliziert, quasi nur ein Button entfernt. Allerdings können die Optionen gerade am Anfang etwas verwirren. Zuletzt eingegangen bin ich auf die Möglichkeit, beim kompilieren Begriffe zu ersetzen.

Weiter geht es daher mit den „Statistics“. Die statistischen Daten haben wir bereits bei den Projektdaten kennen gelernt. Dort waren sie unter anderem eine Hilfe, sein selbstgesetztes (Tages-)ziel zu erreichen. Beim Kompilieren sind sie dann sinnvoll, wenn die Anzahl der Wörter oder Zeichen explizit angegeben werden müssen – zum Beispiel für einen Wettbewerb.

Mit der Option „Tables“ habe ich bisher bei keinem meiner Schreibprojekte gearbeitet. Die Einstellungen unter diesem Punkt sind nur dann sinnvoll, wenn man auch mit Tabellen arbeitet, was eher bei wissenschaftlichen Texten vorkommen dürfte. Prosa-Autoren ignorieren den Punkt einfach.

Die Einstellungen „Footnotes / Comments“ dagegen sind auch im beim nichtwissenschaftlichen Schreiben von Interesse. In meinen Texten, selbst in den kürzeren, befinden sich zahlreiche Anmerkungen und auch Fußnoten, wenn ich einen Verweise auf Quelle oder Ursprung (bei mir in der Regel in Bezug auf Recherche-Material) habe. Diese Anmerkungen und Fußnoten sind für mich interessant, aber nicht für Testleser oder den Verlag. Daher habe ich Scrivener so eingestellt, das beides beim kompilieren entfernt wird.

Die Einstellungen (unter Page Settings) beziehen sich nicht nur auf die Seitenrändern, sondern auch darauf, wie Kopf- und Fußzeile gestaltet werden sollen. In der Regel habe ich im Fuß der Seite immer eine Seitennummerierung, entweder mit Angaben der Seitennumer oder auch in Kombination mit der Gesamtzahl der Seiten. Für Manuskripte, die von Dritten gelesen werden, ist so was mehr als sinnvoll – neben bei gesagt, wer ein ausgedrucktes Manusskript weiter gibt, sollte es nicht tackern, heften oder sonstwas. Zu Korrektur ist eine lose Blattsammlung am besten geeignet. Beim mir kommen in der Regel sogenannte Binder Clips zum Einsatz.

In der Kopfzeile steht auf der ersten Seite mein Name, auf den folgende Seiten Name (links) und Titel (rechts). Bei umfangreicheren Manusskrioten arbeite ich mit einem gesonderten Deckblatt, dass sich bei mir als erstes Dokument im Entwurfsordner befindet. Unter dem Menüpunkt „Help“ hat man Zugriff auf eine Liste mit den „Placeholder Tags“ – das sind Platzhalter, die beim kompilieren durch die entsprechende Werte ersetzt werden. Einige davon lassen sich auch in der Kopf- und Fußzeile verwenden. Insbesondere wenn man eigene Vorlagen bastelt, sollte man mit diesen Platzhalter arbeiten, denn es ist ziemlich peinlich, wenn der Titel eines alten Textes in der Kopfzeile steht, nur weil man nicht < $projecttitle> verwendet hat, sondern den Namen des Textes (ist mir schon mal passiert).

Mit „Quick Font Override“ bewirkt man genau das. Die voreingestellte Schriftart wird durch die ausgewählte überschrieben, Schriftgrößen bleiben jedoch unverändert. Bisher habe ich das nicht verwendet, da ich mir vorher die Arbeit gemacht habe, genau das Zielformat festzulegen.

Wenn man jetzt auf „Compile“ drückt, erstellt Scrivener ein PDF-Dokument mit den ausgewählten Dokumenten unter Berücksichtigung der Einstellungen.

Einen großen Wermutstropfen gibt es, trotz aller Einstellungsmöglichkeiten dennoch. Scrivener arbeitet bei der Transformation zu OpenOffice oder Microsoft Word mit Bordmitteln von Mac OS X. Sobald man daher ein solches Format als Zielformat anwählt, bekommt man einen entsprechenden Hinweis, das unter Umständen nicht alle Formatierungsoptionen unterstützt werden und man daher besser ein RTF-Dokument erstellen lassen soll.

Während das noch zu verschmerzen ist, fehlt in Bezug auf die beiden Programme die Möglichkeit, auf eigene Vorlagen zurück zu greifen – damit gibt es ein Normseiten-formatiertes Dokument nur über Umwege. Wer auf die Zeilennummerierung verzichten will, kann meine Scrivener Vorlage verwenden, um die ein OpenOffice-Dokument zu erzeugen, welches annähernd der Normseite entspricht. Der Import der Scrivener Vorlage erfolgt nach dem Entpacken über „Compile“, „Format As“ und dem Punkt „Manage Compile Format Presets“. Dort lässt sich die Vorlage hinzufügen.

Ein Sonderthema beim kompilieren ist der Bereich Multimarkdown. Darüber lässt sich nicht nur ein Projekt als LaTeX-Datei ausgeben, sondern an dieser Stelle besteht auch die Möglichkeit, mit einer eigenen Vorlage zu arbeiten – das ist allerdings kein Sonntagsausflug. Diesen Weg habe zwei Mal gewählt, um Texte für Print-on-demand aufbereitet habe. Das fertig gesetzt Ergebnis unterscheidet sich angenehm von dem, was man über Office-Produkte erreichen kann. Die Vorgehensweise werde ich im nächsten Teil zeige, bevor ich dann wieder auf die Möglichkeiten zur Organisation der Schreibprojekte eingehen werde.

2 Kommentare

  1. Danke für die gute Scrivener Serie. Ich benutze das Programm jetzt etwa seit einem halben Jahr für wissenschaftliche Arbeiten und bin bisher sehr zufrieden damit, habe aber meine Probleme mit dem kompilieren, vor allem was Fußnoten angeht, und ich habe ständig das Gefühl, sinnvolle Funktionen aus Unwissen nicht zu nutzen oder zu verpassen.
    Darf ich auf weitere Folgen hoffen?

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