Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Wenn Gott gewollt hätte, dass ich mit handwerklichem Geschick durchs Leben wandle, hätte er mir nicht zwei linke Hände gegeben. Oder anders gesagt: im Gegensatz zu vielen anderen Männern finde ich Baumärkte eher abtörnend. Dennoch gibt es Momente, wo sich der Besuch eines solchen leicht nach Testosteron riechenden Tempel der Männlichkeit nicht vermeiden lässt.

Zum Beispiel dann, wenn in der Wohnung kleinere Ausbesserungen anstehen. Die Entscheidung darüber, welche Farbe nun für die rostigen Stellen an der Heizung zu verwenden ist, hat vorgestern meine ganze Mittagspause aufgebraucht. Natürlich ist immer dann, wenn man beratendes Verkaufspersonal (eigentlich ein Wiederspruch in sich) benötigt, niemand zu finden. Mühsam quält man sich durch das Kleingedruckt und rätselt, ob die heimische Heizung heißer wird als 110 Grad – in dem Fall streicht man besser nicht mit einer bekannten Marke, die das Rostschutzmittel in die Farbe gepackt hat.

Der größte Horror für mich sind jedoch Bohrarbeiten an den nicht mal eigenen vier Wänden. Bisher hatten wir auch immer das Glück, entweder über genügen Dachschräge zu verfügen, die jegliche Frage, was man an den Wänden aufhängen will, überflüssig gemacht hat oder aber wir haben in einem mehr oder weniger charmanten Altbau gewohnt. Bei so was weiss man dann nie beim bohren, ob man den Bohrkopf abbricht oder aber eine Krater in der Wand hinterlässt, der aussieht wie Köln nach dem letzten Luftangriff.

Bei der Befestigung des IKEA-Drahtseils im letzten Jahr habe ich viel Nerven gelassen. Aus Gründen habe wir uns vor ein paar Tagen dazu entschlossen, die bereits hängenden Vorhänge um zwei zusätzlich, blickdichte, zu erweitern. Ganze fünf Kilo soll das Seil aushalten können. Bei der Wand ist es wohl doch etwas weniger, denn der Draht hängt nicht nur etwas durch, sondern es zeigen sich schon leichte Risse an der Befestigung. Jeden Morgen und Abend schauen ich sorgenvoll nach oben, vergleiche den aktuellen Zustand mit dem Bestandsfoto und warte eigentlich darauf, dass der ganze Mist aus der Wand bricht.

Der Tag wird kommen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Unbedarft wie ich bin, frage ich mich, was dann zu tun ist. Tante Google hat mir verraten, das es so was wie „Blitzzement“ gibt, der zum Befestigen und Verankern von Bauteilen verwendet wird und innerhalb von fünf Minuten härtet. Ob das wirklich das richtig ist und wo man den bekommt, hat die Tante aber verschwiegen. Vielleicht schauen uns DER CHEF und ich besser nach einer neuen Wohnung um, frisch renoviert, versteht sich.

3 Kommentare

  1. Es gibt tatsächlich so etwas wie Chemiedübel, so eine Art Superuhu. Habe ich letztens von einem Baumarktexperten gehört. Hätte ich gerne für meine letzte Wohnung gewußt, deren Wände aus Treibsand und Bröselmasse bestanden.

  2. Oh NEIN …. ich kanns mir lebhaft vorstellen.
    Dann steht wohl doch bald ein Umzug bevor.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende – schaut aber nicht ständig nach, wie die Wand aussieht.

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