Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Naheliegend wäre es davon auszugehen, ich hätte zu meinen evangelischen Wurzeln auf Grund meines Umzugs ins katholisch geprägte Köln zurück gefunden. Der Prozess des Erkennens, ob und welchen Glauben man hat, setzte aber bereits in Bielefeld ein.
Und er ist längst nicht abgeschlossen. Gerade das beständige Hinterfragen des Glaubens ist nicht ein Teil meiner Identität, sondern macht auch das aus, was man als evangelisch bezeichnen könnte. Für mich ein richtiger Augenöffner in dieser Hinsicht war das Buch „Unter Ketzern“ von Arnd Brummer, der katholisch getauft zum Protestantismus konvertierte.

Evangelisch zu sein heiss, seine Handlungen sein Tun und Lassen „mit dem Gewissen vor Gott zu verantworten“ auf auf seine Gnade zu bauen. Es gibt keinen Ablass, keine Ohrenbeichte sondern nur die persönliche Verantwortung und die Liebe Gottes. Keine Heiligen, die für einen sprechen, keine dogmatische Lehre.

Im Untertitel des Buches von Brummer heisst es „Warum ich evangelisch bin“. Nach dem lesen des Buches wusste ich nicht nur, warum Brummer evangelisch ist, sondern auch, warum ich es bin. Auch wenn ich mich nicht so bewusst wie Brummer für meine Konfession entschieden habe. Für mich ist evangelisch sein der Weg, der sich richtiger anfühlt. Richtiger, als wenn ich katholisch wäre. Das Oberhaupt der Kirche in meinem Verständnis kann niemals der Papst sein, sondern nur Jesus Christus. Die Unfehlbarkeit des Papst widerspricht der Geist, der aus dem neuen Testament spricht. Ein Mensch, und auch ein solcher ist Joseph Ratzinger, kann niemals unfehlbar sein.

Mir ist es mehr als bisher ein Rätsel, wie man unzufrieden mit der katholischen Kirche sein kann ohne zu konvertieren. Die Hoffnung darauf, dass man etwas innerhalb der katholischen Kirche bewegen kann, kann nur enttäuscht werden.

Zu dem Thema gehen mir noch viele Gedanken durch den Kopf. Eine Menge unsortiertes, schwer zu ordnendes. Als Bestärkung des evangelischen Glaubens hat mir „Unter Ketzern“ geholfen. Empfehlen kann ich es aber auch den katholischen Schwestern und Brüdern.

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