Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In vielen Schreibratgebern wird einem empfohlen, ein Schreibtagebuch zu führen. Das dient nicht nur als Filter oder „warming-up“, sondern soll für vieles nützlich sein. Beim ersten Mal, wenn man darüber stolpert, lächelt man noch milde.

Beim zweiten Mal fängt man an darüber nachzudenken und beim dritten Mal nickt man zustimmend, weil man selber bereits eins führt. Zumindest mir ist es so gegangen. In meinem Schreibprojekten gibt es einen extra Bereich für das Schreibtagebuch (oder es wird, wie im NaNoWriMo, handschriftlich geführt). Das Führen eines Schreibtagebuchs hat sich in den letzten Monaten als sehr hilfreich erweisen bei der Entwicklung einer Geschichte. Ich schreibe einfach drauf los, wirklich ohne Vorgabe. Alles andere würde auch dem Sinn und Zweck des Schreibtagebuchs zuwider laufen. Beim Schreiben bekomme ich dann den Kopf richtig frei und es entstehen Ideen, aus denen sich dann die Handlung entwickelt.

Momentan merke ich das gerade wieder ganz deutlich beim „Schill-Fall“. Bevor ich angefangen habe, hatte ich außer dem Ort der Handlung (vorgegeben durch den Wettbewerb) nichts. Keine Figuren, kein Mordmotiv. Durch das Schreibtagebuch hat sich in den letzten Tagen Stück für Stück herauskristallisiert, worum es gehen wird. Von einzelnen Ideen, die nichts miteinander zu tun haben bin ich mittlerweile zu den einzelnen Szenen gelangt (auch bei kurzen Texten arbeite ich immer mit Szenen, selbst wenn diese später nicht mehr zu erkennen sind).

Die Szenen ergeben dann zusammen den Plot, den ich dann aus dem Schreibtagebuch in den eigentlichen Entwurf übertrage und auf Stimmigkeit prüfe. Ebenfalls im Schreibtagebuch entstehen die Skizzen für meine Figuren, die dann später in ihren eigene Bereich im Projekt wandern (mein gesamter Workflow ist stark verbunden mit der von mir verwendeten Schreibsoftware).

Während ich dann schon am eigentlich Text arbeite und Szenen sowie Figuren mit Leben fülle, hat das Schreibtagebuch längst nicht ausgedient. Es gibt beim schreiben immer wieder Punkte, wo man gerade an ein totes Ende gelangt. Statt sich in den Mythos Schreibblockade zu flüchten, kann man auch einfach darüber, was gerade den Schreibfluss hemmt, schreiben. Das ganze folgt dem Prinzip Hamsterrad: ständig in Bewegung bleiben.

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