Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Knutsen spürte nicht mehr die Kälte, sondern seine Einsamkeit, die bei ihm auch mit einem gewissen Druck in der Lendengegend verbunden war. Die Frau machte keine Anstalt, seinen Blick zu erwidern. Nach dem sie ihre Unschlüssigkeit überwunden hatte, ging sie quer durch den Raum und suchte sich einen Platt weiter hinten, wo das Licht ein selten gesehen Gast war. Rühmann lies ihr einen Moment zeit, bevor er rüber zur ihrem Tisch ging. Was die beiden besprachen, konnte Knutsen trotz gespitzter Ohren nicht mitbekommen. Er war nicht direkt eifersüchtig, aber dennoch hätte er sich gerne an Rühmanns Stelle mit der Frau unterhalten. Als Rühmann wieder zurück zur Theke schlurfte, stand Knutsen auf. Wo die Toiletten war, wusste er, trotzdem fragte er Rühmann danach. Bei der Gelegenheit erkundigte er sich unauffällig, wie er meinte, nach der Frau.

„Die. Ja, die is fast so neu wie du hier in Erfels.“

Vielleicht auch eine einsame Seele, die auf der Suche nach Trost war, hoffte Knutsen, währen er dabei war sich zu erleichtern. Nach dem er sich die Hände gewaschen und abgetrocknet hatte, legte er den Rückweg zu seinem Tisch so, dass er an ihrem Tisch vorbeiführte.

„Hallo, ich habe sie vorher noch nicht hier gesehen.“

„Das liegt wahrscheinlich an der Brille.“

„Brille? Ich habe keine.“

„Genau das meine ich.“

„Darf ich mich setzen?“

„Dafür mussten sie sich wohl Mut antrinken.“

„Mein Name ist Holger Knutsen.“

„Das mit dem Nachnamen hätten sie sich sparen können.“

Knutsen war irritiert. Dann fiel ihm ein, dass er noch das Namensschild an der Uniform hatte. Wenn das der Anfang eines Flirts hätte sein können, dann war es bisher verdammt schlecht gelaufen. Irgendwas schlagfertiges müsste er jetzt erwidern. Etwas, was ihn nicht wie einen Trottel wirken ließ.

„Dann wissen sie vermutlich auch, warum ich hier bin.“

Unwillkürlich zuckte die Frau zusammen. Damit hatte Knutsen nicht gerechnet. Ihr Gesicht wechselte mehrmals die Farbe. Erst als Knutsen ihr sagte, dass er rein privat hier ist, normalisierter sich ihr Zustand wieder. An dieses Detail würde sich Knutsen erst viel später wieder erinnern. Momentan war er ganz von den Reizen der Frau gefangen und dachte an was ganz anderes. Bemüht versuchte er das Gespräch wieder aufzunehmen und erzählte ihr, dass er lediglich noch nicht dazu gekommen war, seine Uniform zu wechseln. Dankbar nahm die Frau den Wechsel auf und neckte Knutsen ein Wenig.

„Und ich dachte schon, sie wollen mich wegen Falschparkens verhaften.“

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