Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es gibt immer einen guten Grund. Wenn ich mich mich bei nächster Gelegenheit sinnlos besaufen sollte und währenddessen beziehungsweise am nächsten Tag darauf angesprochen werde, dann habe ich einen guten Grund als Erklärung. Mit dem Genuss von reichlichen Mengen Alkohols betreibe ich Brauchtumspflege.

Schließlich besaufen sich Menschen schon deutlich länger als 150 Jahre ganz ohne lächerliche grüne Uniform. Un wenn ich mich so in Köln umschauen, dann besteht in Bezug auf das Besaufen auch keine Nachwuchssorge. Ganz anders sieht es bei den Schützenvereinen aus. Sollte die eines nicht so fernen Tages wirklich verschwunden sein, mach eich mir eine gute Flasche Wein auf und werden ihnen keinen Träne nachweinen.

Für mich sind die paramilitärisch anmutenden Bürgervereine etwas, was sich längst überholt. Der Bericht heute im Kölner Stadt-Anzeiger hat mich etwas verwundert, dachte ich doch bisher, dass Schützenvereinen ein überwiegend ländliches Phänomen sind. Mein Bild von Schützen ist daher auch geprägt von Bauern in Uniform, die ein Bisschen in die Luft schießen nur um sich anschließend die Kante zu geben (wie es so schön heisst). Wenn ich als Jugendlicher Schützen gesehen habe, dann standen die für etwas, wie ich niemals werden. Eiche rustikal.

Im Zusammenhang mit dem Schießsport stelle ich mir auch die Frage, ob man das so genannte „Brauchtum“ auch anders denken könnte? Was wäre, wenn die besten Counter-Strike Spieler eines Viertels Sonntags nach der Kirche einen Umzug durch den Stadtteil machen würde? Für viele klingt das absurd. Ich für meinen Teil würde vermutlich am Straßenrand stehen und winken.

6 Kommentare

  1. So will ich niemals werden. Genau das habe ich mir auch immer gedacht und glücklicherweise denke ich immer noch so. Das ist eine andere Welt. Und zwar eine, die mir komplett gestohlen bleiben kann. Aber solange es immer noch so Leute wie unseren grenzdebilen Innenminister gibt, die ein Hohelied auf den Schießsport und seine Verdienste ums Brauchtum singen, müssen die sich wohl keine Sorgen machen.
    Und was das Vorkommen in Städten angeht, hab ich mich auch gewundert, als hier bei uns auf dem Platz Äußere Kanalstraße/Venloer Str. auf einmal ne Kirmes und ein Schützenfestzelt standen. Als die dann auch noch wirklich über die abgesperrte Venloer marschiert sind, hab ich gedacht, ich wär im falschen Film.

    1. Den größten Schock habe ich gerade hinter mir. Wir wollten heute eigentlich zum WDR, Tag der offenen Tür. Und was mussten wir dann am Dom erleben? Umzug der Schützen aus ganz Deutschland…

  2. „Mit dem Genuss von reichlichen Mengen Alkohols betreibe ich Brachtumspflege.“ – „Brachtumspflege“ – ein passender Verschreiber :-)
    Interessanter Vergleich von Schützenverein mit Counter-Strike. Da fallen mir die Amokschützen der letzten Jahre ein, die ja in beiden Welten (Schützenverein und Counter Strike) unterwegs waren!

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