Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Bücher zu misshandeln, käme mir nicht in den Sinn. Wirklich nicht. Auch wenn die Autoren darin erkennbare der Sprache Gewalt angetan haben.

Tief durchatmen. Von vorne anfangen und vor allem nicht das Buch an die Wand werfen. Erstens wollten wir das lassen mit der Gewalt und zweitens ist es nur geliehen. Da macht man so was nicht – auch wenn das Buch es verdient hätte. Aber wie heisst es noch gleich. Papier ist geduldig. Was es manchmal ertragen muss. Einfach unglaublich.

Gut, ich wollte von vorne anfangen. DER CHEF und ich waren heute in der Stadtbibliothek, um einen Stapel Bücher zurück zu bringen und einen noch größeren auszuleihen (was so nicht geplant war). Neben kriminalistischer Fachliteratur wie zum Beispiel „Kriminologie. Ein praxisorientierte Einführung mit Beispielen) nahm ich mir auch zwei Krimis mit. Einer davon „Engpass“ von Gabriele Diechler.

Verführt hat mich darin der ersten zwei, drei Satz (Prologe nehme ich nicht ernst daher muss immer das erste Kapitel herhalten):


Elsa lenkt den Wagen die einsame Landstraße entlang. Das Problem sitzt hinten.

In diesem Fall war das Problem die trotzige 15-jährige Tochter der Hauptfigur. Den Einstieg fand ich nicht schlecht, der Klappentext war auch nicht abschrecken. Wie man sich doch täuschen kann.

Während ich vorhin fürsorglich um den Gulasch gekümmert hatte, nahm ich mir den „Krimialroman“ vor. Auf Seite 9 stolperte ich dann heftig über folgendes:

Elsa stockte. Warum schaffte Anna es jedes Mal mit Leichtigkeit, die bittere Gegenwart hervorzuzerren, vehement und gnadenlos? Zwei Frauen und ein Mann. Zu viel Abwechslung für neun Jahre Ehe. Anna denkt an Lars. Vor zwei Monaten hat sie ihn kennengelernt. Beim Tanzen in Köln. Heillos verliebt ist Anna seitdem. Elsas Handy meldet sich.

Für einen Schulaufsatz wäre das vielleicht gerade so noch akzeptabel. Meinem Sprachgefühl nach sollte die ersten beiden Sätze in der gleichen Zeitform (Präsens) wie der Rest stehen. Also: „Elsa stockt. Warum schafft Anna es…“
Allerdings bleibt dann noch die Frage, warum Elsa stockt. Ist sie Milch? Die könnte nämlich stocken.

Die verwendet Erzählperspektive ist schwammig, der Stil verwischt wie eine Schmierspur. Eine gewisse Komik könnte man dem zitierten Ausschnitt noch verleihen, wenn man zwei Wörter vertauscht: „Heillos verliebt Anna ist seitdem.“ Yoda als Krimi-Autor. In wem die Macht stark ist, der schreibt vermutlich einen besseren Krimi – zumindest ist das zu hoffen.

Sofern ich genügen Masochismus aufbringe, werde ich das Buch trotz der Schmerzen, die es mir bereit, bis zum vermutlich bitteren Ende lesen. Schließlich heisst es so treffen: „Auch von schlechten Beispielen kann man lernen.“ In diesem Fall hoffentlich, es besser zu machen.

2 Kommentare

  1. Ich bin letztens über folgenden Satz gestolpert: „Als Costanza Pierluigi laut zurief, er solle gefälligst mit diesem gefährlichen Unsinn aufhören, streckte er ihr den Mittelfinger entgegen…“ Das kann er meinetwegen gerne tun, aber das Buch (Die Tochter des Papstes von Frederik Berger) spielt 1517. Ich bezweifele doch stark das diese Gebärde da schon üblich war. Hoppala, so ein Missgeschick. 400 Seiten habe ich noch vor mir – was kommt da wohl noch.

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