Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Als (angehender) Autor von Krimis hat man, zumindest wenn man ernsthaft an die Sache heran geht, ein entscheidendes Problem: Wie zum Teufel bring ich die Frau (bzw. den Mann) um?


Für einen guten und vor allem glaubwürdigen Krimi bedarf es nicht nur eines Motivs auf der Täterseite, welches überzeugt, sondern auch eines Mordes, der realitätsnah, zumindest aber vorstellbar ist. Als Laie (und die meisten Krimi-Autoren sind das) begeht man mitunter Fehler in seiner Erzählung, bei denen jedem anständigen Kriminalisten die Haare zu Berge stehen. Grundsätzlich hat man als Autor zwei Möglichkeiten. Entweder ist es einem völlig egal, was man da schreibt oder aber man bemüht sich, sein Informationsdefizit zumindest teilweise zu beseitigen. AutorInnen, die wie Rita Falk (u.a. „Winterkartoffelknödel“) mit einem Polizisten verheiratet sind, haben dabei den Vorteil, besonders nah an der Quelle zu sein. Noch näher schaffen es nur Polizisten, die selber schreiben, so wie Bernhard Hatterscheidt und Ludwig Kroner, deren Krimi „Mörderischer Fastelovend“ ein gutes Beispiel dafür ist, wie man die Wirklichkeit zu einem Plot umarbeiten kann. Nach anfänglicher Skepsis habe ich den Roman mittlerweile gelesen und musste dabei, feststellend, dass er durchaus spannend ist – vor allem frei von typischen Fehler, die man häufig im Fernsehen als ‚echte Polizeiarbeit‘ zu sehen bekomm.

Zurück aber zur Ausgangslage. Was macht man, wenn man über keine solche Quellen verfügt? Man macht sich schlau. Und das, liebe Kollegen, ist kein Zuckerschlecken, denn es geht mitunter schneller als einem selber klar ist an die Grenze dessen was man verträgt. Während Bücher wie „Von Arsen bis Zielfahndung: Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige“ noch relativ harmlos sind (fachlich wird über das, was im Buch steht, mitunter gestritten), gibt es deutlich stärkeres zu finde. Wer nach dem Lesen von „Todesermittlung​. Befundaufnahme & ​Spurensicherung“ noch in aller Ruhe schlafen kann, ist wirklich sehr hartgesotten. Allerdings sind solche Bücher, ähnlich wie „Todesermittlung: Polizeiliche Aufklärungsarbeit, Grundlagen und Fälle“ und „Die Spur: Ratgeber für die spurenkundliche Praxis“ vor allem für Mitarbeiter im Polizeidienst geschrieben worden.

Jenseits von Büchern gibt noch das große weite Internet als Informationsquelle. Allerdings muss man der Recherche aufpassen, dass man dort nicht an Gemeinplätzen hängen bleibt, denn dann entsteht im eigenen Krimi nur wieder so ein „Tatort“. Als extrem hilfreich erweist es sich daher, wenn man bestimmte Fachbegriffe kennt. Die sind der Schlüssel zur erfolgreichen Recherche, die einem zu fachwissenschaftlichen Artikeln führt. Wer das mal ausprobieren will, sollte sich auf die Suche nach „Tod durch Ersticken begeben“. Eine paar Stichwörter aus einem medizinischen Vortrag reichen dann aus, um genügen Material zu finden. Auf diese Weise ist bei mir ein (vermutlich) überzeugender Serienkiller entstanden, den ich (erstmal) in einer Kurzgeschichte auf die Menschheit loslassen werde.

4 Kommentare

    1. Ich glaube etwas ähnliches gibt es auch als deutsche Produktion… würde meinen mitten in der Nacht auf RTL2. (jaja, ich weiß, aber es würde der Literatur dienen)

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