Von allen guten und bösen Geistern verlassen

In Bezug auf das Schreiben vom Romanen und Kurz-Prosa kann man nie genug wissen. Zumindest ist das meine These. Daher habe ich mich in den letzten Tagen wieder gut eingedeckt mit Fachliteratur – obwohl mein Schreibtisch angesichts der zu tragenden Last stöhnt.

Besser als den das erste Buch von Fritz Gesing fand ich „Kreativ Schreiben für Fortgeschrittene„. Das liegt hauptsächlich daran, dass Gesing sich weniger auf Gemeinplätzen tummelt sondern ganz praktisch anhand mehrere Romane (hauptsächlich „Sakrileg“ von Dan Brown) unterschiedliche Aspekte des Schreibens analysiert. Wer die Möglichkeit hat, sollte auf jeden Fall mal in das Buch reinlesen.

Recht solide wirkt (ich hab es noch nicht zu Ende gelesen) „Fiktionales Schreiben: Kreativität steigern, Schreiben verbessern, Geschichten entwickeln“ von Ron Kellermann. Ob man die Übungen im Buch auch macht, muss jeder selber entscheiden. Mir reichen die Beispiele aus.

Auf dem Stapel weiter unten liegt „Bestseller. Wie man einen Erfolgsroman schreibt“ von Albert Zuckermann. Ob das, was einer der Vor-leser (einen Teil der Bücher leihe ich mir aus der sehr gut sortierten Stadtbibliothek Köln aus) als Kommentar hinterlassen hat (von der Handschrift vermute ich eher eine Vor-leserin) stimmt („Ein Scheißbuch. Da vergeht die ganze Lust an der Literatur.“), kann ich noch nicht beurteilen. Es wirkt aber zumindest „amerikanisch“. Bei dem Titel des Buches sollte man wohl auch nicht zu viel erwarten.

Vielversprechen finde ich „Kursthemen Deutsch, Kurzprosa: Kreatives Schreiben und Textverstehen„. Es ist zwar „nur“ ein Arbeitsheft für den Deutschunterricht, aber dafür kompakt und anschaulich. Auch wenn sich die Übungen an Schüler richten, kann man dennoch seinen Nutzen draus ziehen. Die Visualisierung von Zusammenhänge finde ich gelungen.

Das letzte Buch auf dem Stapel (also ganz unten) ist das „Lehrbuch des Kreativen Schreibens“ von Lutz von Werder. Warum es da liegt? Weil mich die psychologischen Aspekte des kreativen Schreibens nicht interessieren. Wer psychische Probleme hat, solle eine Therapie machen und keinen Roman schreiben. Allein schon das Inhaltsverzeichnis sorgt bei mir für einen Schüttelanfall: Seite 302: „Heilende Texte“. Ich weiss wirklich nicht, warum ich mir das Buch ausgeliehen habe.

Kommen wir zum Abschluss zu etwas erfreulicherem. Am Dienstag waren in der Post die letzte drei Ausgaben der „Federwelt„, die ich spontan am Sonntag beim Verlag bestellt hatte. Auch wenn ich bisher nur kurz Zeit zum durchblättern hatte, drängt sich mir der Eindruck auf, dass sich ein Abo lohnen dürfte. Mal sehen, ob dieser Eindruck auch noch vorhanden ist, wenn ich die Texte gelesen habe.

6 Kommentare

  1. Habe gerade Deinen Blog „entdeckt“ und muss mich gleich mal äußern. Das „Lehrbuch des Kreativen Schreibens“ von Lutz von Werder ist ein MUSS für Menschen, die kreativ schreiben, nicht für Autoren. Es geht da um die tief gefühlte innere Bereitschaft, sich Luft zu machen und seine Kreativität zu entdecken – mehr so der Julia Cameron Weg – ohne schriftstellerische Ambitionen. Ich kenne Lutz von Werder, habe bei ihm schon Workshops besucht und bin ja auch zur Poesiepädagogin ausgebildet worden. Es ist etwas ganz anderes, aber ein intuitiver Zugang zu Ideen und unbewussten Erinnerungen, die das eigene Schreiben (in Maßen!) bereichern können.

    Gruß
    Drachenfreundin

    1. Ein herzliches Willkommen hier im Blog! Das “Lehrbuch des Kreativen Schreibens” habe ich, wie geschrieben, noch nicht gelesen. Sofern ich noch bis zum Ende der Leihzeit dazu kommen, werde ich es auf jeden Fall machen. Mein Eindruck aber ist der, den ich bereits angedeutet habe. Für Menschen, die kreative schreiben wollen, mag es sicher ein Muss sein – aus der Sicht eines Autors erscheint es mir aber weniger geeignet. Das spielt auch sehr stark meine Meinung rein, dass man als Autor fiktionaler Roman möglichst nichts autobiographisches verwenden sollte. Das es so was wie eine Poesiepädagogin gibt, wusste ich bisher noch nicht. Liegt aber vermutlich daran, dass ich mich nicht mit dem therapeutischen Aspekt des Schreibens auseinander setze.

      Was mich, neben dem reinen Schreiben als Autor ,wirklich noch reizen würde, wäre, Kurse für Jugendliche zu geben und ihnen Literatur und schreiben zu vermitteln.

  2. Oh oh, eine Poesiepädagogin arbeitet doch nicht therapeutisch, sondern pädagogisch. Das heißt, ich leite Gruppen beim Schreiben an, stelle Workshops zusammen, in denen Menschen, die gerne „mal“ schreiben wollen, sich ausprobieren können. Darauf zielt Lutz von Werder ab. Jeder Mensch soll seine Kreativität ausprobieren können. In der DDR gab es eine Bewegung „Literatur von unten“, die ähnliche Züge trug.
    Das „Lehrbuch“ ist für mich trotzdem immer wieder interessant, weil es umfangreiche Schreibstimuli enthält. Man muss weder die Projekte abarbeiten, noch therapeutisch unterwegs sein, um an den Spielereien mit Sprache und Formen Spaß zu haben. Ganz nebenbei zapft man seine Erinnerungen, seine Träume, seine Assoziationen an, die dann in irgendeiner Form in die eigenen Texte einfließen können. Ein literarisches Bild wird einfach lebendiger, wenn man die Gefühle kennt, die man beschreibt…

    Aber ich will Dich nicht bekehren ;-)

    Gruß
    Solveig

    1. Wieder was gelernt. Gut, ich wusste nicht, was eine Poesiepädagogin wirklich macht. Die Bezeichnung “Literatur von unten” finde ich sehr schön. Das geht genau in die Richtung, die mir gefällt. Da ist auch keine Bekehrung notwendig, denn hier stehen die Türen offen. Je mehr ich mich mit dem Thema Schreiben beschäftige, desto stärker ärgere ich mich über den Deutschunterricht an Schulen. „Man müsste doch…“, „Man sollte mal…“ liegt mir dann immer wieder auf der Zunge.

  3. Diese Ideen bezüglich Deutschunterricht – oder vielmehr Schreibunterricht – kenne ich gut. Ich habe eine Zeit lang mit Schülern gearbeitet und festgestellt, dass sie bereits sehr früh gerne ihre Geschichten aufschreiben. Eine Ausarbeitung auf höherem Niveau ist aber erst dann möglich, wenn ihnen das Schreiben selbst (die Handlung, der Akt) keine Probleme mehr bereitet. Sie müssen flüssig Text auf Papier oder ins Dokument bringen können, vorher hat es keinen Sinn.

    Ganz hat mich dieser Gedanke aber auch noch nicht losgelassen… Wer weiß?!

    Solveig

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