Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Das Schlimmste dabei ist aber nicht Guttenbergs Verhalten, er kann vermutlich nicht anders, sondern die Art, wie Bundeskanzlerin Angela Mergel sich verhalten hat. Auf einer Wahlkampfveranstaltung noch „Scheinheiligkeit und Verlogenheit“ in Deutschland zu wittern, der Opposition eine Hetzjagd zu unterstellen, ist eine maßlose Verdrehung der Tatsachen.

Ihre Aussage vergangene Woche, sie habe keinen „wissenschaftlichen Mitarbeiter eingestellt“ entwerten die Arbeit deutscher Wissenschaftler und Doktoranden durch Missachtung, Geringschätzung. Der Diebstahl von geistigem Eigentum ist keine Bagatelle.

Dabei konnte sich die Kanzlerin sicher sein, mit Volkes Stimme zu sprechen, denn offensichtlich, wenn man seriösen Medien wie „BILD“ trauen kann, hat die Mehrheit der Deutschen nicht wirklich verstanden, worum es in den Vorwürfen gegen Guttenberg wirklich ging. Mehr noch als der nun ehemalige Verteidigungsminister hat sie versagt. Als Kanzlerin aller Bürgerinnen und Bürger in diesen wäre und ist es ihre Aufgabe, zu vermitteln. Wenn die Menschen nicht verstehen zu scheinen, worin der Wert sorgfältigen wissenschaftlichen Arbeitens liegt, dass er Notwendig auch für die wirtschaftliche Weiterentwicklung unseres Landes ist, dann hat Merkel als Bundeskanzlerin versagt. Sie ist dann nicht Politikern, sondern nur noch Parteipolitikerin, der es um den eigenen Machterhalt geht.

Noch mal zurück zu Guttenberg. Seine Rücktrittserklärung mit dem weinerlichen Unterton („Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens“) ist der Höhepunkt der Selbstbeweihräucherung. Das zeigt sich an kleinen Details (fett hervorgehoben):

Und ich gehe nicht wegen meiner so fehlerhaften Doktorarbeit, wiewohl ich verstehe, dass dies für große Teile der Wissenschaft ein Anlass wäre.

Eine Relativierung seines Fehlverhaltens. Perfider ist, dass es sich auf den Standpunkt gestellt hat, dass die Auseinandersetzung mit seiner Doktorarbeit „den Tod und die Verwundung von 13 Soldaten“ verdrängt habe. Als ob das eine mit dem anderen zu tun hätte. Da versucht sich wohl jemand Tote vor sich zu schieben und seine eigene Schuld zu relativieren. Bestimmt kein Zeichen von Charakterstärke.

Ein Letztes noch. Eine Frage drängt sich auf. Hat Guttenberg seine Abschiedsrede eigentlich abgeschrieben oder war dafür ein Ghostwriter verantwortlich? Man wird ja wohl fragen dürfen…

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