Von allen guten und bösen Geistern verlassen

ach dem Banküberfall am vergangenen Freitag in Karlsruhe wurde in einigen Medien die Täter als Gentleman-Räubern bezeichnet. Angeblich waren sie höflich und gesittet bei den Überfällen vorgegangen.

Auf die Idee, einen Totschläger mit hervorragenden Umgangsformen als Gentleman-Mörder zu bezeichnen, kommt erstmal keiner. Mord, das ist so furchtbar, da kann man nicht eine solche Bezeichnung wählen. Die Umstände sind ganz andere. Dabei wird aber ausgeblendet, wie schrecklich auch ein Überfall für die Opfer sein kann. Die Bedrohung durch eine Waffe, das Fesseln mit Handschellen – so etwas traumatisiert. Zur Geiselnahme gibt es selten Kaffee und Kuchen.

Entsprechend ist das Gerede von Gentleman-Räubern unangemessen. Ebenfalls ist es ein unangemessener Vergleich zu sagen, Julian Assange sein ein Aufklärer wie Galileo. Die ganze Sache sei eine Hexenjagd oder ähnliches. Übersehen wird dabei, dass zumindest in der westlichen Welt niemand mehr verbrannt wird. Zudem leben wir, gerade auch in Deutschland, nicht im Feudalismus, einer Diktatur oder anderen totalitären Herrschaftsformen, sondern in einer Demokratie. Dieses Demokratie hat ein für alle verbindliches Rechtssystem. Gleiches gilt überings auch für Schweden. So ein System mag Schwächen haben, aber ist es, gerade im geschichtlichen Rückblick, das Beste was wir je hatten.

Kommen wir erneut zurück zu den unangemessenen Vergleichen. Gerade in der deutschen Gesellschaft scheint es dafür einen gewissen Hang zu gegeben, Dinge und Sachverhalte in ein falsches Licht zu rücken. Vermutliche entspringt dies der Sehnsucht nach Helden. Wer Banken überfällt, der muss so eine Art Robin Hood sein, denn er nimmt das Geld von den Reichen. Allein das ist schon eine falsche Vorstellung, denn die wirklich Reichen haben ihr Geld nicht bei der Sparkasse um die Ecke. Dort liegt nur das Geld der einfachen Sparer – und nicht mal das. Wer eine Bank überfällt, schadet in letzter Konsequenz der gesamten Gesellschaft. Mit dem Raub signalisiert er, dass für ihn die Regeln und Gesetze nicht gelten. Er bieg sie, er bricht sie. Damit bewegt er sich außerhalb der Gesellschaft.

Das Handeln eines Gentleman kann positives Vorbild für andere sein. Ein Bankräuber ist entsprechend kein positives Vorbild, sondern ein Straftäter. In der Berichterstattung sollte dem Rechnung getragen werden. An dem Überfällen des Paares gibt es nichts, rein gar nichts zu bewundern. Wer anderer Meinung ist, sollte dies auch der angeschossenen Polizistin erklären können. Oder dem zwölfjährigen Mädchen, dass Zeugin des Schusswechsels wurde.

Eine Entschuldigung für eine begangene Tat, so viel sei abschließend noch gesagt, ist keine Entschädigung. Zudem kann sich ein Täter nicht entschuldigen, er kann nur darum bitten. Ihm die Schuld vergeben, kann nur das Opfer. Tut es dergleichen, dann handelt es wie ein Gentleman.

Eine Antwort

  1. sehr gut, Thomas, sehe ich genauso!! Auch ich wundere mich oft, was manche Kollegen der schreibenden Zunft so verfassen….

    Bin zufällig hier gelandet, werde aber noch mal wiederkommen :-)

    Viele Grüsse

    Rheinlandfee

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