Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Gestern war die zehnte Kölner Theaternacht. Bevor ich aber dazu komme, kann ich mir ein paar Worte zum heutigen Tag nicht verkneifen. Der 3. Oktober. Jahrestag der so genannten Wiedervereinigung. 20 Jahre Deutsche Einheit.

Damals, vor 20 Jahren, war ich noch bei den JuSos. Natürlich waren wir gegen die Annektion der DDR. Wir waren ja auch gegen Kohl. Die unrühmlichen Ereignisse aus der Zeit verschweige ich lieber. Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit den neuen Bundesländern gemacht, sogar mit einem Ostdeutschen zusammen ein Buch geschrieben. Wobei wir ja damals nichts gegen die Osis hatten. Nur was gegen die Politik der Bundesregierung.

Wer damals demonstriert hat in der DDR, der ist vermutlich froh, dass Stefan Mappus nicht Staatsratsvorsitzender gewesen ist. Der hätte die friedlichen Demonstranten mit aller Gewalt niederknüppeln lassen. In Stuttgart sind ihm ja etwas die Hände gebunden, da muss man sich schon mal an die Spielregeln halten. Lassen wir das lieber. Das ganze Kapitel um Stuttgart 21 ist schon traurig genug.

Theaternacht also. DER CHEF und ich waren dabei. Los ging es um 20 Uhr in der Alten Feuerwache mit PANsolo und Contrats Ratio. Freier Tanz. Die Ausschnitte aus den beiden Stücken haben mich ziemlich beeindruckt. Normalerweise hätte ich mir so was nicht angesehen. Das schöne an der Theaternacht ist, dass man auf diese Weise seinen Horizont erweitern kann und Sachen für sich entdeckt, die einem gefallen, von denen man vorher nicht wusste, dass sie einem gefallen könnten. Mit Sicherheit werden Nadine und ich uns noch mal was ansehen vom Movingtheatre.de.

Nach der grandiosen Einstimmung in die Theaternacht ging es weiter zum Kölner Filmhaus und 4 Stories…One Night!. Ein neues Zimmermädchen hat irgendwo in Bitterfeld ihre erste Arbeitsnacht. Auch wieder ein Leckerbissen. Das Besondere an der Aufführung war, dass das Stück an sich abgeschlossen war, nicht nur ein Ausschnitt.

Trotz einsetzenden Regens ging es um halb zehn weiter. Ziel war das Erste Kölner Wohnzimmertheater, dass sich tatsächlich in einem ganz normalen Mietshaus befindet. Es sollte Volle Pflegekraft voraus geboten werden. Vorher aber hieß es Schlange stehen. Gab aber keine Bananen, sondern nur noch Stehplätze. Immerhin, denn nicht alle kamen rein. Unangenehm war das Schlange stehen nicht nur wegen des Regens, sondern auch wegen der Autos, da wir auf einer ganz normalen Straße standen. Ramona Schukraft gab sich mit ihrer Rolle als Sybille Bullatschek, die im Seniorenheim „Sonnenuntergang” arbeitet, alle Mühe. Aber auch wenn es unterhaltsam war, fehlt dem Ganzen doch etwas. Pointen, die sich vorausahnen lassen oder in den Untiefen der Comedy abrutschen. Nicht unbedingt mein Ding.

Im völligen Kontrast dazu die letzte von uns besuchte Veranstaltung des Abends im Senftöpfchen. Mark Britton mit einem Ausschnitt aus seinem aktuellen Programm Zuhause bei Britton – Kinder und Frauen zuerst. Britton hat es echt raus. Feiner englischer Humor in deutscher Sprache mit einer Mimik und Gestik, die begeistert. Der Mann lebt auf der Bühne. Unterhält mit ganzem Körpereinsatz. Die Geschichten um Ehefrauen, Katzen und pubertierende Teenager waren ein Schatz, den er freizügig mit dem Publikum teilte. Zum Schluss sang er gemeinsam mit den anwesenden Besuchern „Always look on the bright side of life”. Schöner konnte diese Theaternacht nicht ausklingen.

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