Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass das K in Köln für Kultur steht. Jedenfalls kommt es mir so vor, als ob hier deutlich mehr geboten wird als in Bielefeld. Gut, sein wir fair. Natürlich ist Bielefeld etwas kleiner und hat mit Sicherheit auch ein beachtliches Kulturangebot. Hier in Köln fällt es mir aber wesentlich leichter, den inneren Schweinehund dazu zu bringen, auch aus dem Angebot zu schöpfen und nicht nur zu Hause zu hocken.

Wie dem auch sei, DER CHEF und ich sind gestern Abend in die Kölner Musiknacht eingetaucht, welche unter Motto „Alte Musik” stand. Unsere Startveranstaltung war um 20 Uhr in St. Agnes Anachronie in der Südstadt von der Les Saxosythes-Werkstatt.

St. Agnes


Da ich Einlass mit der Uhrzeit, ab der Karten für die Veranstaltung an den einzelnen Orten verkauft werden, verwechselt hatte, waren wir viel zu früh da und konnte schon bei der Generalprobe zusehen. Die Karte selber hatten wir bereits, da ich dafür am Freitag 40 Minuten beim Ticketverkauf am Dom anstehen durfte. Immerhin konnten wir so uns als erste einen Platz suchen.

Als Einstieg hat sowohl Nadine und mir die Musik sehr gut gefallen. Nicht nur, weil die Kirche eine einfach umwerfende Akustik hat, sondern auch, weil das Program überzeugte. Die Mischung aus archaischer Klangerzeugung, klassischer Musik, Weltmusik und reiner Stimme war beeindruckend.

Die nächste Station war das Oberlandesgericht, wo uns nicht nur um 21 Uhr das Klarinettenduo erwartete, sondern auch eine Location, in die man sonst nicht so einfach hineingelangt. Die Architektur der Eingangshalle muss man selber erlebt haben. Mit Worten oder Bilder lässt sich das schwer wiedergeben.

Oberlandesgericht


Gespielt haben die beiden Künstler dann direkt in der Eingangshalle. Der Querschnitt durch ihr Programm war spannend anzuhören, nur leider hat die letzte Darbietung alles kaputt gemacht. Entgegen der Ankündigung im Programm gab es noch eine „Zugabe”. Die war nicht schlecht, nur haben die beiden damit ihre Zeit deutlich überzogen. Das war nicht nur unhöflich gegenüber den Künstlern, die um 22 Uhr im Oberlandesgericht auftreten sollten, sondern führte auch dazu, dass Nadine und ich mit 10 Minuten Verspätung den nächsten Veranstaltungsort erreichten – und auch nur deshalb, weil wir nicht das Ende der Darbietung vom Klarinettenduo abgewartet hatten.

In St. Ursula hatten wir dann entsprechend unseres Eintreffens auch Plätze weiter hinten. Dank der Akustik war das natürlich kein Problem, aber wir hatten den Anfang von Viola d’amore concertante der Gruppe La Primavera verpasst.

St. Ursula


Musikalisch war diese Veranstaltung eindeutig die, die uns am besten gefallen hat. Der Mischung aus Barrock und Frühbarock hätten wir gerne noch länger gelauscht.

Die geplante vorletzte, dann aber doch die letzte Veranstaltung des Abends, weil unsere Köpfe schon voll mit Klängen waren, sollte dann die Gruppe Jaruzelski mit Schwerpunkt 188 sein. Die Hochschule für Musik und Tanz war für Neu-Kölner nicht auf Anhieb zu finden, so dass ich zum ersten Mal an diesem Abend auf die Navigation durchs iPhone angewiesen war. Dennoch haben wir es noch rechtzeitig geschafft und saßen beim Warm-Up bereits auf unseren Stühlen.

Hochschule f�r Musik und Tanz


So leer, wie das vor Beginn aussah, wurde es im Laufe der Aufführung auch wieder, denn die Lautstärke war am Rande des erträglichen. Problematisch war auch, dass Free Jazz nicht jedermanns Sache ist. Ich hätte mir das ja noch bis zu Ende angetan, aber DER CHEF war dazu nicht bereit. Nun gut. Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass sich Free Jazz auch Darbietung von autistisch wirkenden Künstlern nennen dürfen, von denen mindestens einer ein Saxophon misshandelt.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner