Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Die peinlichen Fotos von der letzten Party bei flickr. Weg. Das Video der Ex bei Youtube. Weg. Das gestotterte Nachricht auf dem Anrufbeantworter des Bekannten. Weg.

Moment, letzteres geht wohl doch nicht. Den so genannten digitalen Radiergummi wird es wohl nur für Onlineinhalte geben. Schade eigentlich. Wobei, ist das wirklich schade?

Rollen wir das Ganze von vorne auf. Nach den Plänen der Bundesregierung soll das neue Datenschutzgesetz einen Passus enthalten, der „ein Recht auf Löschung und auf Schadenersatz” enthält, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.

Lassen wir die Diskussion um die technische Umsetzbarkeit mal außen vor – natürlich ist es nicht verkehrt, wenn bestimmt Dinge irgendwann mal vergessen werden. Dadurch aber werden sie kaum ungeschehen. Das Internet an sich ist auch nicht die Ursache dafür, dass sich Menschen sinnlos betrinken, von „Freunden” fotografiert und anschließend diese Fotos eine sehr breite Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Das Internet ist nur ein schneller, sehr effektiver Verteilungskanal. Und es hat die Eigenschaft, digitalisierte Inhalte auf einen sehr langen Zeitraum zur Verfügung zu stellen. Selbst wenn irgendwo etwas vermeintlich gelöscht wurde, so ist es in den meisten Fällen nie ganz weg. Irgendwo findet sich immer noch eine Kopie einer Kopie.

Ein Radiergummi löscht etwas aus. Man will damit etwas ungeschehen machen. Wer in der eigenen Schulzeit noch mit Bleistift und Radiergummi gearbeitet hat, weiß, dass das nicht 100 Prozentig gelingt.

Zurück bleibt aufgerubbeltes Papier und Druckspuren vom Bleistift. Sauber wird es nur mit einem völlig neuem Blatt Papier. Einen solchen Neuanfang gibt es im Leben nicht. Dinge lassen sich nicht ungeschehen machen. Wir lernen das mühsam, während wir erwachsen werden. Wir lernen, auch eben aus den peinlichen Partyfotos.

Aber es ist nachvollziehbar, dass wir nicht immer daran erinnert werden wollen. Trotzdem passiert es. In der Regel ist das nicht der Personalchef der Firma, bei der man sich bewerben hat, sondern wiederum die eigenen Freunden, die mit einem genüsslichem „Weißt du noch damals…” wieder die Sachen von früher rauskamen – ganz ohne Internet.

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