Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Zwischen den Zeilen der Häuser wand sich die Straße bergauf. Strömender Regen wusch den Asphalt und ergoss sich in die Gullydeckel. Am Bordsteinrand lag ein Fahrrad und rostetet vor sich hin. Irgendwo in einem der Häuser war sein Besitzer in einem Stapel ungeöffneter Briefen gestorben.

Vorbei am Fahrrad trieb ein Papierschief die Straße hinunter. Spielende Kinder hatten es gebastelt und mit einem Soldaten bemannt. Der träumte jedoch nicht von einer Seefahrt, sondern von einem Einsatz in Afghanistan. Ferne Länder sehen, dass wurde einem schon in der Spielzeugkiste beigebracht. Weiter als bis zur nächsten Haustür kam er nicht, denn über ihm wurde ein Regenschirm aufgespannt und ein achtloser Erwachsenenfuß zerquetschte ihn und sein Schiff.

Bis zum Wagen war es zum Glück nur eine kurze Strecke, so dass der Schirm eigentlich kaum nötig gewesen wäre. Aber auch nur ansatzweise nasse Haare machten sich nicht gut beim Fototermin. Das letzte, was ihm noch durch den Kopf ging, bevor er den Zündschlüssel umdrehte, waren die bevorstehenden Wahlen.

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