Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sozialismus oder Gerechtigkeit

Wer sich für das bedingungslose Grundeinkommen einsetzt, läuft Gefahr, in die ganz linke Ecke abgeschoben zu werden. Da steht Frau Wagenknecht, mit der ich mich nicht gemein machen möchte. Das was sie vertritt, ist mit „weltfremd” noch recht harmlos umschrieben.

Der sogennante Sozialismus oder auch Kommunismus – sie haben mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Die fehlgeschlagenen Versuche haben dies gezeigt. Statt Gerechtigkeit gab es machtbesoffene Eliten, Misswirtschaft sowie Verfolgung und Terror gegen Andersdenkende.

Ich möchte an dieser Stelle aber weder historische Fakten aufrollen oder erklären, welche Funktion das Grundgehalt in einer modernen Gesellschaft erfüllen kann, sondern eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit erzählen, die mir vor ein paar Tagen wieder eingefallen ist. Mich hat sie dazu angeregt, über Gerechtigkeit nachzudenken.

Als ich noch sehr viel kleiner war, vermutlich zwischen der ersten und zweiten Klasse, schickten meine Eltern mich in den Ferien auf eine Kinderfreizeit des Bundesbahn Sozialwerks. Weit weg von Wesel, in Bad Salzuflen, sollte ich mich erholen.

Meine fürsorgliche Mutter stattete mich nicht nur mit Reiseproviant, sondern auch mit Süßigkeiten aus. Bei richtiger Einteilung wäre ich damit lange ausgekommen. Am Abend des ersten Tages im Kindererholungsheim wurden wir jedoch von unseren Betreuerinnen gefilzt. Jedes Kind musste seine Süßigkeiten abgeben, die dann in eine große Dose für alle kamen. Aus dieser Dose wurden dann Kinder für wohlfälliges Verhalten belohnt.

Ich war empört, aber nicht hilflos. Zusammen mit einem anderen Rebellen, mit dem ich Freundschaft geschlossen hatte, schlich ich mich nachts zur Dose. Wie nahmen uns den Teil der Süßigkeiten heraus, der uns unserer Meinung nach zustand. Erwischt wurden wir zum Glück nicht und es hatte auch niemand bemerkt, der uns hätte verpetzen können.

Rückblickend stell ich mir die Frage, was damals Sozialismus, was Unrecht und was Gerechtigkeit war. Möglich, dass ich anders gehandelt hätte, wenn nur den dicken Kindern die Süßigkeiten abgenommen worden wären …

Eine Antwort

  1. Die Entscheidung der Betreuerinnen alle Süßigkeiten in einen Topf zu werfen war sehr gut, auch wenn es Dir gegen den Strich ging und Du es als Ungerecht empfunden hast. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass alle etwas zu dieser Sache beitragen und auch wirklich alle davon partizipieren. Wenn andere davon ausgeschlossen werden, kann diese Gleichstellung in Ungerechtigkeit umschlagen. Die Entscheidung, wer letztlich Süßigkeiten bekommt, wurde sicher einseitig von den Betreuerinnen vorgenommen, wodurch dieses System dann schon wieder diktatorische Züge annimmt. Demokratischer wäre es gewesen, einen Süßigkeitenverteilrat zu wählen. Allerdings hätten diese Vertreter auch wieder mit Süßigkeiten bestochen werden können. Also habe ich für Deine Rebellion vollstes Verständnis. Diese Begebenheit die Du schilderst, findet bedauerlicherweise heute im großem Stile statt.

    Apropos Kommunismus; Dafür müsste sich die geistige u. materielle Einstellung der Menschen grundsätzlich ändern, was aber nicht passieren wird. Macht und Machtmissbrauch liegen eng beieinander. Gerechtigkeit wirst Du in diesem System nicht finden und wird es niemals geben. Kapitalismus und Gerechtigkeit schließen sich genauso aus, wie die Wortschöpfung soziale Markwirtschaft.

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