Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Es klingelte erneut. Frau Wustock wurde kurz aus ihren Schmerzen gerissen. Diesmal war es nicht der Kurzzeitwecker, sondern die Tür. Frau Wustock, die noch immer in der Küche am Spülbecken stand und kaltes Wasser über ihre Hände, an denen sich mittlerweile dicke Brandblasen gebildet hatten, laufen ließ, riss sich los vom Becken und kurz von ihren Schmerzen, um zur Tür zu gehen. Keine Gute Idee. Die auf den Boden liegenden Plätzchen ließen sie ausrutschen. In Panik griff Frau Wustock zum nächsten Gegenstand, an dem sie sich festhalten konnte. Es war zwar der nächste, nicht aber der nächst beste. Die Dose mit den bereits geglückten Ergebnissen ihrer Weihnachtsbäckerei hielt dem Angriff nicht stand und ging zusammen mit Frau Wustock zu Boden.

Martin Brecht hörte in der Wohnung der Wustocks ein Scheppern, dann einen dumpfen Knall, gefolgt von einem Aufschrei. Er klopft an die Tür. Nichts. Von innen war nur ein leises Wimmern zu hören. Das war nicht nur unheimlich, sondern bestimmt nicht gut. Vermutlich wäre es jetzt besser, Polizei, Feuer, Notarzt oder was auch immer anzurufen. Gerade als Martin zurück in seine Wohnung laufen wollte, fiel ihm ein, dass er keinen Telefonanschluss mehr hatte. Das heisst, einen Telefonanschluss hatte er schon noch, nur war die Leitung gesperrt, nach dem er über Monate die Rechnung nicht bezahlt hatte. Neue Schuhe und eine Winterjacke für Robert waren halt wichtiger gewesen.

Als die Klospülung fertig war, hörte Frau Schmitt die Türklingel. Ein sehr unpassender Moment, dachte sie. Sie spülte sich kurz den Mund aus, warf einen Blick in den Spiegel, was bei ihrem Zustand eigentlich ein Fehler war, und bewegt sich langsam zur Tür. Schnell ging nichts bei ihr heute, sonst würde sich wieder alles um sie herum drehen. Beim vierten Mal klingeln war sie an der Tür, machte diese auf und blickte auf Herrn Brecht, der völlig außer Atem zu sein schien. Frau Schmitt war sich sicher, dass nicht sie dazu der Anlass war.

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