Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Passend zur Buchmesse beginnt ab heute der Verkauf des Ebookreaders von Sony in Deutschland. Damit ist er hierzulande noch vom dem Konkurrenzprodukt von amazon am Start. Gleichzeitig hat die Firma Wizpac ein eigenes Modell für den Herbst angekündigt.

In den Feuilletons, im Radio und auch an anderen Stellen gibt es bereits Verisse der Geräte – fast sieht es so aus, als ob es einen Wettlauf darum gibt, wer die beste Verteufelung präsentieren kann. Sind die Geräte wirklich so schlecht? Vermutlich nicht. Zumindest die Darstellung ist sehr scharf. Das lesen von Texten ist deutlich angenehmer auf den Ebookreadern als auf herkömmlichen Bildschirmen.

Aber es ist nicht nötig, sich mit den technischen Details auseinander zu setzten, um die Lächerlichkeit der Verrisse zu bemerken. Die gleichen Vorbehalte, die gleiche Argumentation, die jetzt angeblich gegen den Ebookreader ins Feld gerührt werden, wurden schon mal benutzt, als die ersten MP3-Player vorgestellt wurden. Diese hatten damals im Vergleich zu heute eine lächerlich geringe Speicherkapazität und einen exorbitanten Preis. Durchgesetzt hat sich der MP3-Player trotzdem.

Der MP3-Player wird als praktisch empfunden, weil er viel Musik fassen kann. Gleiches gilt auch für den Ebookreader. Es gibt aber eine Schattenseite des MP3-Players, die maßgeblich für seinen Erfolg verantwortlich ist: die Möglichkeit, kopierte Musik abzuspielen. Ohne dieses Merkmal wäre selbst ein iPod noch ein Ladenhüter.

Das Gleiche wird auch für den Ebookreader gelten. Geräte, die ausschliesslich gekaufte Texte darstellen können, werden scheitern – nicht zuletzt auch wegen der Buchpreispolitik, die eine elektronischen Roman genau so teuer macht wie die Printausgabe.

Zumindest das Modell von Sony ist aber in der Lage, auch „freie“ Texte zum Beispiel im verbreiteten PDF-Format darzustellen. Genau dies wird den Weg zum Erfolg ebnen. Die Möglichkeit, zahlreiche Dokumentationen und Fachtexte in einem Gerät in gut lesbarer Form zur Verfügung zu haben, ist äußerst verlockend. Dieser Verlockung wird letztendlich der Verbraucher erliegen.

Der Erfolg des Ebookreaders wird auf den gleichen Bahnen verlaufen wie bei anderen Neuerungen. Zunächst werden ein paar Early Adaptors die Geräte kaufen. Dann werden die Ebookreader besser, billiger und erobern den Massenmarkt. Die Schreiberlinge in den Feuilletons werden sich dann einem anderen Thema zuwenden, was sie sich in Ruhe beim lesen – natürlich auf einen Ebookreader – des neuen Bestsellers überlegen können.

Eine Antwort

  1. Über den Sinn dieser Dinger lässt sich bekanntlich streiten. Ich sehe die eBooks höchstens als nette Ergänzung. Mir sind die gedruckten Bücher immer noch lieber, auch wenn sie jede Menge Platz brauchen.

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