Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Halbgefressene Buchstaben tanzen durchs Feuilleton und machen sich über alternde Literaturkritiker lustig. Während dessen lässt sich der Pöbel vom Fernsehen verwöhnen und bewundert in großformatigen Anzeigen einen gefallenen Papst, der sich am Telefon die Hände schmutzig macht.

An der dunklen Tagesdecke wird bis zur Wintersonnenwende gestrickt. Am Rande einer Tankstelle schämt sich Josef Ackermann eine Runde für billiges Benzin. Zur gleichen Zeit wird in Nordkorea in Waschmaschinen nach dem verschwunden Kim gesucht. Noch weiß niemand, dass er sich mit Madonna auf dem Laufband vergnügt.

In der Zeitung bekommt der Stillstand ein neues Gesicht. Aus München wirbt ein lascher Bankaufseher für ein Hochschulstudium, denn das wird im Gegensatz zu vielen Aktien teurer.

Traurig ruft ein linker Präsidentschaftskandidat, man möge den Dieb halten. Noch im Fallen über Stasi-Akten werden Sechslinge geboren, die in fünfundzwanzig Jahren die Demokratie abschaffen werden.

Letztendlich verkommt der Selbstmord zu einer reiner Formsache.

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