Von allen guten und bösen Geistern verlassen

Sich die Schuhe endlich auf der Autobahn ausziehend, war er froh, dass Nägel nicht singen können. Wobei, schlimmer als das, was aus dem Mund der angeblichen Operndiva vor ein paar Stunden noch zu vernehmen war, könnte es wohl nicht sein. Jetzt lag sie, wesentlich ruhiger, im Kofferraum, während er auf dem Beifahrersitz entspannt. Zumindest versuchter er es, aber die Fahrweise war übelerregend. Vielleicht sollte er die Bitte äußern, an der nächsten Raststätte, besser noch an einem dunklen Parkplatz, kurz anzuhalten. Im Kofferraum war reichlich Platz und für die letzten Stunden konnte er auch selber fahren. Fehlte eigentlich nur noch ein Grund, um die Abdeckplane auf dem Boden auszubreiten.

Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Schuldigung, aber ich hab das Benzin vergessen.” „Verdammt!” Er nahm seinen Faden wieder auf. Vielleicht ging es ja auch ohne Abdeckplane. Mit sanfter Stimme gab er die Anweisung, an der nächsten Tankstelle zu halten. Mit etwas Glück gab es dort keine Überwachungskamera.Da um diese Uhrzeit auch wenig Verkehr auf der Autobahn war, könnt eine in die Tat umgesetzter kühner Plan funktionieren. Er musste es nur schaffen, den Idioten links neben ihm davon überzeugen, dass es eine gute Idee wäre, die Kasse auszuräumen. Den Rest konnte man dann von hinten erledigen.

Mit der kalten Zigarette im Mund stellte er eine nicht ungewohnte Frage: „Hat mal jemand Feuer?” Vier tote Augen sahen ihn schweigend an. „Kleiner Scherz”, sagte er und rappelte mit seiner eigenen Streichholzschachtel. Das Zündholz flammte auf, bevor es in die Benzinlache fiel und die Flammen um sich griffen. Mit einem letzten Winken Richtung Fahrer und Tankwart startete er den Wagen und verschwand, bevor alles in einem riesigen Feuerball aufging. Die Explosion konnte man sogar noch auf der drei Kilometer entfernten Baustelle sehen, in die er mit dem Auto raste.

Wie ein großer Nagel bohrte sich eine Stahlstrebe durch die Windschutzscheibe in seine Brust. Wenn er mit dem Ring an seiner Hand dagegen klopfte, konnte er sie singen hören. Zufrieden schlief er ein.

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